Kaarster feiern ihren König Willi
Scheinbar die ganze Stadt war auf den Beinen. Mit dem neuen Zeltwirt waren die Schützen zufrieden.
Kaarst. „Wir sind auf der Sonnenseite des Lebens“, freute sich Konny Wilms, der gestern die Königsparade moderierte. Er meinte damit das tolle Wetter und die daraus resultierende hervorragende Stimmung. Bereits am Samstagabend schien es angesichts der vielen Menschen im Zelt, auf dem Schützenplatz und auf den Straßen, als seien alle Kaarster auf den Beinen, als habe sich jeder gerne vom Schützenvirus infizieren lassen. Schützenkönig Willi Keller hat sich längst als würdiger Regent erwiesen — und als ein sehr volksnaher noch dazu.
Es lief bis jetzt alles wie am Schnürchen. Allerdings konnte Jägeradjutant Ralf Sell nicht wie gewohnt seines Amtes walten: Er war im Rahmen der Vorbereitungen vom Pferd gestürzt, hatte sich einen Beckenkammbruch zugezogen und lässt sich jetzt von Andreas Zimmer vertreten.
General Klaus Gehlen erlaubte trotz der hohen Temperaturen keine „Marscherleichterung“. Die dicken Uniformjacken waren beim Einzug ins Zelt total durchgeschwitzt, zum Glück ließen die kühlen Biere nicht lange auf sich warten: Mit dem neuen Zeltwirt Karl-Heinz Oellers und seinem Service waren die Schützen zufrieden und mit dem neuen Zelt auch. Der König und seine Königin Cilli hatten Stühle mit Fußbänken hingestellt bekommen, die in ihrer Pracht eines Königspaares durchaus würdig sind.
Ebenfalls herausragend, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Die Maie, die die Sappeure dem König an der Residenz an der Neusser Straße 101 b setzten, ist mit ihren 16 Metern Höhe ganz schön imposant. „Es ist besser, als ich es mir erträumt habe“, lautete die Zwischenbilanz von Minister Patrick Keller. Sein Vater sei „hin und weg“. Er und Minister Lars Rosenkranz verfügen über einen Notfallkoffer für den Fall der Fälle. Über den Inhalt verriet der Königssohn nur so viel: „Da ist alles drin vom Deo über die Kopfschmerztablette bis hin zum Pflaster.“ Angesichts des doch etwas zu warmen Wetters machte sich der König scherzhaft Selbstvorwürfe: „Ich habe den St. Sebastianus vielleicht zu gründlich geputzt.“ Diese Reinigung ist ein Brauch, um während des Schützenfestes Petrus gnädig zu stimmen.
Jungschützenkönig Patrick Scholz brachte seine Eindrücke wie folgt auf den Punkt: „Wahnsinn — total super.“ Was ihn ein wenig traurig stimmt: „Mein Großvater ist so krank, dass er gar nicht realisiert, dass ich Kaarster Jungschützenkönig bin.“
Das Schützenfest ist für Patrick und seinen Minister Christian Hügen nicht die größte Herausforderung in diesem Jahr: Im September geht“s auf Weltreise, erstes Ziel könnte Japan sein.
Präsident Claus Schiffer bezog sich gestern bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal auf den Song „Altes Fieber“ von den Toten Hosen: „Das Lied beschreibt, was wir als Schützen machen.“ Er freut sich, dass das Schützenfest für junge Leute interessant ist. Und er weiß, dass es morgen mindestens einen Bewerber geben wird, der den Königsvogel von der Stange holen wird — eine sehr beruhigende Perspektive.
Konny Wilms überreichte gestern vor der Parade jeweils eine Rose an die Königin sowie an die Ministerinnen Alexandra Keller und Andrea Rosenkranz. Er scherzte: „Die habe ich im Garten von Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus gepflückt.“