Neusser schreibt Buch über Depressionen
Mit „Nur in meinem Kopf“ will Julian Laschewski auch Leidensgenossen helfen.
Neuss. Es ist keine fiktive Geschichte, sondern eine, die einfach rausmusste. Julian Laschewski erinnert sich noch gut an das Gefühl der Ohnmacht, als er 2014 die Diagnose Depression erhielt. „Ich befand mich in einem tiefen Loch“, sagt der heute 29-Jährige, der sich in jenem Jahr zum ersten Mal diesen unerträglichen Panikattacken ausgesetzt sah. In jenen Momenten fühlte er sich schwach und ausgelaugt. Ganz anders als Helden wie Superman, Batman und Co., mit denen sich der Comicfan schon seit vielen Jahren beschäftigt. Mittlerweile darf er sich aber fast selbst ein bisschen fühlen wie ein Superheld. Denn rund vier Jahre nach der Diagnose — damals stand er kurz vor dem finanziellen Ruin — kann er zwar nicht von sich behaupten, die Depression besiegt zu haben. Aber er hat sie im Griff, weil er sich professionelle Hilfe holte.
Seine lange „Reise“ mit der Krankheit hat er nun auf mehr als 200 Seiten niedergeschrieben. „Nur in meinem Kopf“ lautet der Titel seiner ersten Veröffentlichung, die jetzt im Eygennutz-Verlag erschienen ist. Doch bevor der 29-Jährige die erste Taste anschlug, ließ er Anfang vergangenen Jahres in Gedanken seine schwere Lebensphase Revue passieren. Eine „persönliche Katharsis“ nennt es Laschewski, der unter anderem als selbstständiger Journalist, Übersetzer und Social-Media-Experte tätig ist. „Ich habe mich dann einfach hingesetzt und losgeschrieben“, erinnert er sich.
In seinen Artikeln — Videospiele zählen unter anderem zu seinem persönlichen Spezialgebiet — steht Humor an vorderster Stelle. Diese Eigenschaft wollte er auch bei seiner ersten Buch-Veröffentlichung beibehalten. Auch wenn die Thematik eine viel ernstere ist. Und so ändert auch manch düstere Passage mit einer Pointe. „Locker aus der Hüfte“, sagt er und fügt hinzu: „Ich wollte es einfach humorvoll und locker schreiben. Nicht kräftezehrend und runterziehend.“ Viel mehr möchte der Holzheimer mit seinem Buch Menschen helfen, die dasselbe oder ein ähnliches Krankheitsbild haben wie er.
Und so gibt er nicht nur aus der Ich-Perspektive — semibiografisch, wie er sagt — seine Empfindungen wieder, sondern verrät gleichzeitig Tipps und Tricks. Was hat ihm bei einer Panikattacke geholfen? Wie kann man sich Depression als Außenstehender vorstellen? Solche Fragen werden vom studierten Philosophen, der seit drei Jahren verheiratet ist, unter anderem beantwortet. Die Botschaft, die dabei stets mitschwingt: Ich muss mich von der Depression nicht unterkriegen lassen! Professionelle Hilfe holte sich Laschewski Ende 2014. „War längst überfällig“, sagt er heute nüchtern. Zwar sei er zuvor mit diesem Gefühl der Leere, wenn es nichts mehr gibt, was Freude bereitet, vertraut gewesen. Doch mit den plötzlichen Panikattacken bekam seine Krankheit dann eine völlig neue, für ihn unerträgliche Dimension.
Zu seinem frisch erschienenen Buch habe er bereits viele positive Rückmeldungen erhalten — die ihn auch dazu bewegt haben, ein zweites Werk in Angriff zu nehmen. „Das wird aber ein Kriminalroman“, sagt Laschewski.