Stadtwerke Neuss Positive Bilanz trotz krisengeprägtem Jahr

Neuss · Die Stadtwerke ziehen die Bilanz von 2022, das noch stark geprägt von diversen Krisen war. Warum sie Kunden dazu gewonnen haben und was sie Klimaklebern zurufen.

Die Geschäftsführer der Stadtwerke, Thomas Walkiewicz und Stephan Lommetz, im Foyer der Verwaltung.

Foto: Susanne Zolke

„Die Krise ist für uns noch nicht vorbei“, sagt Stephan Lommetz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Neuss. Im Rückblick auf 2022 stellt er zugleich fest, dass es mit vereinten Kräften gut gelungen sei, die Energiekrise zu bewältigen. Die Umsätze stiegen auf 248,5 Millionen Euro. Bedingt durch nicht jährlich wiederkehrende Sondereffekte haben die Stadtwerke im Geschäftsjahr 2022 nach Steuern und Ausschüttung an die Minderheitsgesellschafter einen Konzerngewinn von rund 9,3 Millionen Euro erwirtschaftet. „Das Geld brauchen wir für die Zukunft und neue Investitionen.“

Die genannten Steigerungen beträfen im Wesentlichen den Energiebereich und gingen dort allein auf das hohe Preisniveau bei gesunkenen Absatzmengen zurück. „Wir mussten leider sehr teuren Strom kaufen. Aber die Zusammenarbeit mit Firmen hat gut funktioniert, auch die Endkunden haben Energie gespart“, so Lommetz. Dass die Nachzahlungen der ersten Abrechnung vielleicht nicht so hoch ausgefallen ist, wie befürchtet, sollte allerdings nicht dazu führen, beim Energiesparen nachzulassen. „Auch, wenn man es sich bei den jetzigen Temperaturen schwer vorstellen kann: der nächste Winter kommt bestimmt. Und wie die Situation dann ist, weiß niemand. Wir haben jedenfalls ein sehr waches Auge auf die Situation“, so Thomas Walkiewicz, ebenfalls in der Geschäftsführung der Stadtwerke.

Beim klassischen Energievertrieb sei 2022 davon geprägt gewesen, dass viele Wettbewerber sich aufgrund der Energiekrise vom Markt zurückgezogen hätten. „Wir haben durch Kapriolen des Vertriebsmarkts Ende 2021 rund 3000 Strom- und Gaskunden zumindest vorübergehend hinzugewonnen. Auslöser waren Belieferungsstopps und Insolvenzen sogenannter Billiganbieter“, so Lommetz.

Beim Thema Energiesparen sind auch die Stadtwerke aktiv geworden, nicht immer zur Freude der Kunden – beispielsweise wurde die Wassertemperatur in den Bädern abgesenkt. „Es ist nicht schön, von Gästen zu hören, dass dem Kind zu kalt sei und es blaue Lippen habe, aber in der Abwägung war es die richtige Entscheidung“, sagt Stephan Lommetz. Während im Corona-Jahr 2021 350 000 Gäste die Freizeiteinrichtungen besucht hätten, seien es im vergangenen Jahr rund 660 000 gewesen – fast Vor-Corona-Niveau.

Beim Ausbau Erneuerbarer Energien stoßen die Stadtwerke an Grenzen, nicht nur, was die langen Genehmigungsverfahren angeht. „Im Stadtgebiet sind wir natürlich beschränkt, im ländlichen Raum gibt es ganz andere Möglichkeiten. Aber unsere Windräder in Hoisten laufen seit über sechs Jahren und wir prüfen den Bau weiterer Windenergieanlagen auf Neusser Stadtgebiet, auch Gespräche mit Landwirten wegen Fotovoltaik-Flächen laufen“, erläutert Thomas Walkiewicz. An der Erzeugung erneuerbarer Energien sind die Stadtwerke zusätzlich durch Kooperationen beteiligt, an der „Thüga“ halten sie rund neun Prozent. „Der hier produzierte Strom aus acht Solarparks und 162 Windrädern im vergangenen Jahr reicht aus, um rund 147 000 Haushalte mit Strom zu versorgen.“ Zudem seien knapp 100 Solar- und modernisierte Heizungsanlagen über die Contracting-Modelle „sonnen|strom“ und „mehr|wärme“ realisiert worden. „Auch in der Elektromobilität gibt es Fortschritte, rund 600 Ladesäulen waren Ende 2022 auf Neusser Stadtgebiet installiert, der Ausbau wurde 2023 deutlich hochgefahren, im Schnitt kommt eine pro Woche hinzu“, erläutert der Geschäftsführer. Zwei Elektrobusse haben die Busflotte im letzten Jahr verstärkt, weitere sollen folgen. Im Hinblick auf die Aktivitäten der Stadtwerke zu Themen wie Energie- und Wärmewende – und den Fachkräftemangel – wirft Thomas Walkiewicz noch ein: „Wir stehen für die Themen, die gerade für die junge Generation aktuell sind. Wer also darüber nachdenkt, sich auf der Straße festzukleben, soll doch mal überlegen, ob er nicht lieber mit uns die Energiewende gestalten möchte.“