Online-Pfarrer hilft Menschen aus aller Welt
Patrice Koffi kümmert sich neben seiner Gemeinde auch um seine vielen Facebook-Freunde.
Grevenbroich. Nicht ohne sein Handy ist der Grevenbroicher Priester Pfarrer Patrice Koffi anzutreffen. Er ist so gut wie immer online — gerade auch für die Sorgen und Nöte seiner Gemeindemitglieder in Grevenbroich. „Das Internet nutzte ich als Chance, den Menschen zu helfen und mit ihnen Gutes zu teilen“, sagt er. Denn neben der Betreuung seiner Gemeinde hat der gebürtige Togolese über Facebook mittlerweile Tausende von Freunden und Weggefährten fast überall auf der Welt um sich geschart. Damit hat er neben der Pfarrgemeinde in Grevenbroich eine zweite in den sozialen Medien aufgebaut. „Ich habe schon fünf Hochzeiten und einige Taufen von Menschen als Priester und Freund betreuen dürfen, die ich über Facebook kennengelernt habe“, erzählt Koffi.
Dabei ist der Geistliche, der in seinen Posts keineswegs nur predigt, den Medien trotzdem kritisch gegenüber eingestellt: „Ich verzichte seit 2011 komplett aufs Fernsehen“, betont er. „Da werde ich nur mit Krisen und Schreckensmeldungen konfrontiert, und das ist nicht gut für mich, das will ich meiner Seele nicht antun.“ Über die Nachrichtenlage halte er sich aber sehr wohl auf dem Laufenden — via Internet — und immer „mit selbst ausgesuchten Beiträgen“, verrät er. „Nach einem langen Arbeitstag setzte ich mich zum Entspannen nicht ans Fernsehgerät, sondern ich gehe ins Internet und suche mir zum Beispiel schöne Landschaftsbilder oder Tiergeschichten aus. Alles, was eine gute Tat wiedergibt, das schaue ich mir an und teile es mit meinen Facebook-Freunden“, erzählt Koffi.
Dieses Teilen und Mitteilen geschieht allerdings fast immer in französischer Sprache, die er in seiner Schulzeit und in seinem Studium in der ehemaligen Kolonie verinnerlicht hat, bevor er in Deutschland weiter studierte und zunächst als Ordensmann in den Seelsorgedienst eintrat. Erst seitdem er Pfarrer in Grevenbroich ist, nutzt Koffi das Internet auch besonders für die persönliche Erreichbarkeit und Hilfestellung. Dabei gehe es auch um Beispiele von reiner Alltags- und Lebenshilfe: „Es muss nicht immer gleich etwas Frommes ein“, sagt Patrice Koffi, der bei Facebook als Berufsbezeichnung „Bodenpersonal“ angibt. Da hilft er dann auch schon mal einer jungen Frau, sich eine Existenz außerhalb des Elternhauses aufzubauen und ermuntert sie bei der Existenzgründung.
So versteht sich Koffi bei dem, was er in Wort und Bild postet, in erster Linie als Alltagsmensch: „Ich bin ein Suchender, wie alle anderen auch“, sagt er. Mit einem besonders hintergründigen Humor gespickte Botschaften werden da zwar manchmal erst auf den zweiten Blick verstanden, dann aber auch richtig. Für Aufsehen sorgte er beispielsweise, als er eine einwöchige Facebook-Abstinenz verkündete, die aber schon am nächsten Tag wieder beendet war: „Ich will mit solchen Posts bei Facebook zum Nachdenken anregen“, sagt Koffi, der oft mehrere 100 Kommentare und sonstige Reaktionen auf seine Beiträge aus Europa, Afrika, Amerika, Kanada, Australien und auch aus China bekommt.