Opern-Talent Désirée Brodka kehrt in die Heimat zurück

Die Sopranistin aus Büttgen ist bei der „Zauberflöte“ im Stadtpark zu sehen.

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Büttgen. Ihr Elternhaus sieht aus, als hätte es jemand aus dem tiefsten Bayer nach Büttgen gebeamt. Ein imposanter, aufwendig gearbeiteter Holzbalkon macht das weiße Eigenheim zu einem Hingucker. Im Dorf weiß jeder, wessen Familie dort lebt. Désirée Brodka, Kaarsts derzeit wohl erfolgreichster Musik-Star, steht blinzelnd im sonnendurchfluteten Vorgarten und zeigt nach oben. „Mein Vater hat hier seine Heimat nachgebaut“, sagt sie lachend. Da oben, hinter dem verschnörkelten Vorbau, ist auch heute noch ihr Rückzugsort.

Die 33-Jährige ist viel unterwegs. Sie hat Operngesang in Düsseldorf und am renommierten „Oberlin Conservatory of Music“ in Ohio — einem der besten Konservatorien Nordamerikas — studiert. Als erste deutsche Opernsängerin erhielt sie dafür ein Fulbright-Stipendium. Konzertreisen haben die Sopranistin schon nach Korea, Kuweit, Italien und Norwegen geführt.

Nach Büttgen kommt sie normalerweise zum Einfach-nur-Désirée-Sein: einkaufen auf dem Wochenmarkt, Croissants kaufen beim Lieblingsbäcker. „In diesem Business muss man immer gucken, dass man nicht den Boden unter den Füßen verliert“, sagt die Kaarsterin. Diesmal allerdings gibt es einen beruflichen Grund für den Heimbesuch. Am 8. August bringt Brodka, die in der Schule aus Langeweile oft die Englisch-Hausaufgaben ihrer vier und sechs Jahre alten Geschwister erledigte, eine Klasse übersprang und später, zusätzlich zur Musik- und Tanzausbildung, Kulturmanagent in Wien studierte, die „Zauberflöte“ in den Stadtpark.

Für einen Sommerabend wird Kaarsts grünes Herz dann zur Kulisse für die NRW-weit erste „Oper im Taschenbuchformat“. Fünf Konzert in Neuss, Mülheim an der Ruhr, Krefeld, Geldern und Oberhausen folgen. Für die dahinter stehende gemeinnützige Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation in München hat Désirée Brodka schon als Studentin gearbeitet und Seniorenheime besucht. „Da sammelt man als angehender Künstler gute und schlechte Erfahrungen“, sagt sie. „Wenn man damit umgehen kann, ist man bereit.“

Dass sie Sängerin werden wollte, wusste die Büttgenerin schon sehr, sehr früh. „Ich war vier oder fünf Jahre alt“, sagt sie. Mit sechs bekam sie Klavier- und Ballettunterricht, mit 14 komponierte sie ihren ersten Pop-Song.

Zuletzt debütierte Désirée Brodka bei den Thüringer Schlossfestspielen als Eliza Doolittle, der Titelrolle in „My fair Lady“, und wurde daraufhin für zwei Jahre am Theater Nordhausen engagiert. Dort ist jetzt ihr zweites Zuhause. Direkt neben dem Theater hat sie eine hübsche Wohnung gefunden. „Ich wollte mal wissen, wie das ist, wenn man fest irgendwo wohnt und morgens ganz normal zur Arbeit geht“, sagt sie.