Parteibasis nominiert Hermann Gröhe

Der Bundesgesundheitsminister soll das Direktmandat im Wahlkreis Neuss I verteidigen.

Foto: Woi

Neuss. Hermann Gröhe soll als Kandidat der CDU bei der Bundestagswahl im September nächsten Jahres das Direktmandat im Wahlkreis Neuss I verteidigen. Das ist Wunsch und Auftrag der Neusser Parteibasis, die den 55-Jährigen mit viel Rückenwind auf diese „Mission“ schickt. Mit 96,2 Prozent der Stimmen nominierte die Mitgliederversammlung den amtierenden Bundesgesundheitsminister Gröhe am Freitagabend im Marienhaus. Es gab keinen Gegenkandidaten.

Seit 1994 gehört der Jurist dem Bundestag an, seit 1998 kandidiert er in seiner Heimatstadt. Er hat im höchsten deutschen Parlament damit länger als jeder seiner Vorgänger im Wahlkreis (Neuss, Grevenbroich, Dormagen, Rommerskirchen) Sitz und Stimme — und ist unumstrittener als mancher von ihnen.

Richard Muckermann (1949 bis 1961 im Bundestag) und Josef Rommerskirchen, der den Wahlkreis von 1961 bis 1976 vertrat, waren (externe) Kompromisskandidaten, weil sich vor allem die Grevenbroicher CDU gegen Vorschläge aus Neuss wehrte. Erst Heinz Günther Hüsch (MdB von 1976 bis 1990) fand die — dann allerdings kompromisslos uneingeschränkte — Zustimmung der Grevenbroicher, musste jedoch zuvor und im Hintergrund CDU-Bundesprominenz in Person von Paul Mikat und Kurt Biedenkopf aus dem Rennen „kegeln“. Wie die übrigen drei Stadtverbände im Wahlkreis heute zu dem neuerlichen Vorschlag aus Neuss stehen, wird sich bei der offiziellen Aufstellung durch die Wahlkreisvertreterversammlung am 24. September zeigen.

Der kann Gröhe gelassen entgegensehen. In diesem 104 Köpfe zählenden Gremium hat die CDU Neuss als mitgliederstärkster Stadtverband im Wahlkreis mit 58 Delegierten eine Mehrheit, und einen Gegenkandidaten gibt es auch dort nicht. Doch diese Position hat sich Gröhe erarbeitet. Die CDU-Basis ist zufrieden mit dem Mann, der in seinem Wahlkreis ansprechbar sein will und ist. Und sie ist stolz auf den zum Bundesminister aufgestiegenen Politiker, der selbst der Skihalle ihre Spitzenposition als Werbeträger für Neuss abzulaufen scheint. Es gebe Parteifreunde, sagte Parteichef Jörg Geerlings, die erklären Fremden auf die Frage, was man über Neuss wissen muss, nur: „Hermann Gröhe ist von hier.“

Gröhe will diese Arbeit fortsetzen. „Politische Erbhöfe gibt es nicht mehr“, sagte der Minister, aber er machte sehr deutlich, dass er sein als schwierig geltendes Ressort gerne führt. Doch er bewarb sich ja nicht als Minister, sondern als Direktkandidat in einem Bundestagswahlkreis. Den will er mit der CDU erobern und so einen Beitrag dazu leisten, dass in Deutschland eine Regierung „unter Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel“, wie er betonte, die Politik der vergangenen vier Jahre fortsetzt. Mit wem, das ließ er offen. „Wir müssen zuerst die CDU möglichst stark machen“, dann sehen wir weiter“, sagte Gröhe. Vor der Bundestagswahl ist aber mit der Landtagswahl im Mai noch eine andere Schlacht zu schlagen. Gröhe sagte dem Kandidaten Jörg Geerlings in diesem Ringen jede Unterstützung zu.