Nachbarn treffen über das Internet

Studentin Jasmin Schmitz nutzt die Online-Plattform „nebenan.de“. Viele aus ihrer Nachbarschaft machen jetzt auch mit.

Nachbarn treffen über das Internet
Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Seit rund einem Jahr wohnt Jasmin Schmitz in ihrer Wohnung an der Drususallee. Bis vor Kurzem kannte die 22-Jährige kaum jemanden in ihrer Nachbarschaft. „Dabei wäre das doch eigentlich eine schöne Sache, auch wenn es zwei, drei Straßen weiter ist“, sagt die Psychologiestudentin.

Zahlreiche Neusser, die in der Innenstadt leben, hatten in den vergangenen Tagen einen Flyer mit der Aufschrift „Hallo, liebe Nachbarn wir würden uns freuen, mehr mit euch in Kontakt zu treten“ in ihrem Briefkasten. Unter dem Aufruf steht Jasmins Name.

Die Flyer, die auch in anderen Vierteln unter anderen Namen eingeworfen wurden, hat die 22-Jährige jedoch nicht selber drucken lassen, sondern sind eine Marketing-Aktion eines Berliner Start-Ups — der Good Hood GmbH. Gründer Christian Vollmann kam vor zwei Jahren die Idee für ein Nachbarschafts-Netzwerk. Seine Online-Seite „nebenan.de“ soll Nachbarschaften in ganz Deutschland vernetzen.

Als Jasmin Schmitz sich bei der Plattform anmeldete, fand sie lediglich zwei Mitglieder für ihr Viertel vor. Seitdem „nebenan.de“ mit ihr Kontakt aufgenommen hat, und sie vor rund einer Woche gemeinsam die Flyeraktion starteten, sind es schon mehr als 250. „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet“, sagt die Studentin.

Das Konzept: Bei der Plattform muss jeder Nutzer seine Adresse eingeben. So soll sichergestellt werden, dass der Nutzer auch wirklich aus dem Viertel kommt. Einmal angemeldet, kann man mit seinen Nachbarn in Kontakt treten, sich austauschen, sich helfen, sich treffen. „Sollte meine Waschmaschine kaputt gehen oder ich mal ins Krankenhaus müssen, dann schreibe ich es einfach in die Gruppe“, erklärt Jasmin Schmitz das Konzept. Aber auch für die Suche nach einem Babysitter oder Blumengießer während des Urlaubs sei die Plattform geeignet. „Früher hätte man so etwas gar nicht gebraucht. Da kannte man sich in der Nachbarschaft auch so“, sagt die Neusserin, die die Zeit, die sie beschreibt, wohl nur aus Erzählungen kennt.

Heutzutage sei das Leben in Großstädten immer anonymer. „Leute kommen aus allen Städten hierher gezogen, ziehen dann wieder um, haben ständig neue Jobs, man kennt sich einfach nicht mehr untereinander“, sagt Jasmin Schmitz, die auch ein konkretes Beispiel nennen kann, wie sie mithilfe der Plattform bereits in Kontakt mit einer Nachbarin getreten ist: „Wir haben uns am Kaarster See getroffen, um gemeinsam Müll einzusammeln und aufzuräumen.“

Schon bald möchte die Studentin ein großes Straßenfest veranstalten, um möglichst viele Menschen aus ihrem Viertel, die die Plattform nutzen, zusammenzubringen. „Vielleicht machen wir das im Stadtpark, vielleicht auch auf der Drususallee“, sagt Jasmin Schmitz.