Neusser weisen Favoritenrolle von sich
Der TV Korschenbroich empfängt heute Abend den NHV zum ersten Kreis-Derby in dieser Saison. Die Handball-Drittligisten begegnen sich mit viel Respekt.
Neuss/Korschenbroich. Es steht früh an in der Saison: das erste Kreisduell in der 3. Handball-Liga West heute Abend (19.30 Uhr) in der sicherlich zum Bersten gefüllten Korschenbroicher Waldsporthalle. Vielleicht am zweiten Spieltag ein bisschen zu früh. „Klar wäre es besser, etwas eingespielter in eine solche Partie zu gehen“, sagt Ceven Klatt, „aber das können wir uns nicht aussuchen.“
Von einer Favoritenrolle will der Trainer des Neusser HV denn auch nichts wissen. Er hat den TV Korschenbroich am ersten Spieltag bei dessen Auftritt beim Top-Favoriten Eintracht Hagen unter die Lupe genommen. Und was er da sah, nötigt ihm trotz der 34:35-Niederlage Respekt ab: „Die sind zu diesem Zeitpunkt schon gut drauf. Die kennen sich alle aus dem Effeff, haben fast ein blindes Verständnis untereinander. Und in Sachen Tempo-Handball macht denen in der Liga keiner etwas vor“, sagt Klatt.
Ronny Rogawska hört das gerne: „Wenn die Neusser Respekt vor uns haben — das will was heißen“, meint der Däne, der in sein fünftes Jahr auf der Bank des TVK geht. Schließlich verbindet die beiden Klubs nicht gerade eine innige Freundschaft. In der vergangenen Saison gab es zwei hitzige Duelle. Im Hinspiel erzielte Mathias Deppisch in der Schlusssekunde den 27:27-Ausgleich für den TVK. Im Rückspiel fügte Korschenbroich dem Nachbarn mit 23:22 eine von nur vier Niederlagen zu, die die Neusser nach der Beförderung von Ceven Klatt vom Co- zum Cheftrainer in diesem Handballjahr überhaupt erst kassierten. Gegen die Schiedsrichter-Entscheidung, die zum finalen Siebenmeter und zum Siegtreffer durch Michel Mantsch führte, legte der NHV Protest ein — letztlich vergeblich. „Allein aus diesem Grunde haben die Neusser noch eine Rechnung offen. Ungeachtet dessen muss man festhalten, dass Neuss mit einem 17er Kader kommen wird, der sicherlich Zweitliganiveau hat,“ sagt Korschenbroichs Manager Kai Faltin.
Kai Faltin, Manager des TVK
Für ihn ist es deshalb unverständlich, dass die Quirinusstädter Platz sechs als offizielles Saisonziel ausgeben: „Für mich gehört der NHV zu einem der Top-Favoriten um die Meisterschaft. Warum nach außen hin so ein Understatement betrieben wird, ist mir mit Blick auf deren Kader und deren Neuverpflichtungen völlig unklar. Daher sehe ich den NHV, auch wenn wir ein Heimspiel haben, als klaren Favoriten.“ Rogawska sieht das ähnlich: „Die Neusser haben sich in den vergangenen Jahren immer um ein paar Mosaiksteinchen ergänzt. Jetzt sind sie so weit, dass sie neben Hagen ganz oben mitspielen können.“
Sein Kollege ist anderer Meinung. „So ein Derby ist immer eng, da gibt es keinen Favoriten, da entscheidet die Tagesform“, sagt Klatt. Was die Form angeht, sieht er bei seinen Schützlingen noch Steigerungsmöglichkeiten gegenüber dem 24:21-Auftaktsieg gegen die SG Ratingen: „Der Mannschaft hat man die Anspannung und Nervosität deutlich angemerkt.“ Um so erleichterter sei er über die zwei Punkte: „Wir sind zum ersten Mal mit einem Sieg in eine Drittliga-Saison gestartet. Das ist positiv, den Schwung und das Selbstvertrauen daraus müssen wir jetzt mit nach Korschenbroich nehmen“, sagt Klatt.
Bei den Gastgebern ist die Gemütslage genau umgekehrt: Zum Auftakt in Hagen hätten sich seine Schützlinge „in richtig guter Verfassung“ präsentiert, sagt Rogawska, „deshalb ist es einfach sau-ärgerlich, dass wir nicht einen Punkt mitgenommen haben.“