Podestplatz bei Ostsee-Oldtimer-Rallye
Die Kaarster Frederike Kranz und Guido Prass sammelten dabei Geld für den guten Zweck.
Kaarst. Der bronzefarbene Kanister beweist es: Team Avilius aus Kaarst hat bei der Baltic-Sea-Circle-Rallye, einem Oldtimer-Rennen für den guten Zweck, Rang 3 belegt — von 200 Startern aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden. Rund 8300 Kilometer haben Frederike Kranz und Guido Prass in ihrem 38 Jahre alten Ford Granada absolviert. Für den geplanten Erinnerungspfad am St.-Augustinus-Memory-Zentrum im Neusser Norden kamen bei dem 16-tägigen Abenteuer gut 4500 Euro an Spenden zusammen.
Was Kranz und Prass so alles erlebt haben, lässt sich hingegen kaum beziffern. Doch die echte russische Fuchsfellmütze, die sie in Polen gegen eine Flasche estnischen Likör eingetauscht haben, lässt das ein wenig erahnen. „Bei unserem Start in Hamburg erhielten wir eine blaue Büroklammer mit der Aufgabe, in jedem Land ein Tauschgeschäft einzugehen“, erklärt Prass, was es mit der ungewöhnlichen Kopfbedeckung auf sich hat. So mussten die Teilnehmer zwangsläufig mit der Bevölkerung Kontakt aufnehmen. „Je ländlicher die Gegend, desto einfach war das“, fasst der 41-Jährige zusammen.
Beinahe wäre die Rallye für die beiden Kaarster vorüber gewesen, bevor sie so recht angefangen hatte. Prass musste einen Lüfter am Ford reparieren. „Unseren ersten Zwischenstopp haben wir nach einem Kilometer eingelegt — an einem Baumarkt, wo ich mir noch eine Ersatzschelle besorgt habe.“ Skandinavien, Russland, das Baltikum, Polen — die Strecke war mit einem mindestens 20 Jahre alten Auto zu bewältigen. „Fürs Campen in freier Natur gab’s Extrapunkte“, erläutert Prass die Regeln. Autobahnen waren zu meiden. Jedes Team erhielt einen Aufgabenkatalog: ein Foto in der typischen Pose Lenins oder Pippi Langstrumpfs schießen, das Auto von einem Pferd abschleppen lassen, vom Autodach aus angeln oder Grenzbeamte um ein Autogramm auf dem Wagen bitten. „Ein Schock war die Einreise nach Russland: Da fehlten lange Zeit echte Straßen, bis Murmansk gab es nur Schotterpisten“, berichtet Prass. Nordnorwegens Mitternachtssonne bezauberte — machte es dem Paar aber auch nicht leicht, nachts im Zelt in den Schlaf zu finden. Bären begegneten den beiden glücklicherweise nicht: „Moskitos waren die größten Raubtiere, die wir gesehen haben“, scherzt Prass.
Über die Erlebnisse des Duos und den aktuellen Spendenstand waren Manfred Steiner vom St.-Augustinus-Memory-Zentrum, Mitarbeiter und Bewohner stets bestens informiert — dank des Internet-Tagebuchs und Plakaten in der Einrichtung. Die partnerschaftliche Herausforderung haben Kranz und Prass hervorragend gemeistert. „Den Heiratsantrag hatte ich allerdings schon vorher gemacht“, sagt Prass und lacht. susa