Prächtige Stimmung in Neuss

3429 Teilnehmer erreichen beim Sommernachtslauf das Ziel. Über zehn Kilometer setzt sich der gut gelaunte Nikki Johnstone durch.

Prächtige Stimmung in Neuss
Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Beim London-Marathon hielt der Waliser Matthew Rees auf der Zielgeraden an, um den vollkommen ausgelaugten Kollegen David Wyeth die letzten 140 Meter zu stützen, ihm ins Ziel zu verhelfen. Die Aktion fand weltweit Beachtung. Am vergangenen Samstag war zwar alles drei Nummern kleiner, doch das tat der Begeisterung Rees’, der auch in Neuss startete, keinen Abbruch. Nach Rang zwei über fünf Kilometer beim 35. Sommernachtslauf der TG Neuss resümierte der 29-Jährige begeistert: „Eine fantastische Atmosphäre, tolle Menschen. Und dann die vielen Kurven — ich mag das.“

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Foto: Andreas Woitschützke

Annika van Hütt

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Foto: Andreas Woitschützke

In 16:38 Minuten hatte sich der Waliser am Ende nur dem für den TSV Bayer Dormagen startenden Straberger Sven Assing (16:27 Minuten) geschlagen geben müssen. Der 16-Jährige stellte daraufhin abgeklärt fest: „Eine schwere Strecke. Es geht bergauf, bergab — echt anstrengend. Aber die Zeit ist ganz okay.“

Um Rekorde ging es den meisten der insgesamt 3429 Läufer, die über verschiedene Strecken an den Start gingen, ohnehin nicht. „Schnell laufen kannst du hier nicht“, sagte Anna Plinke, die über fünf Kilometer als Siegerin in 17:57 Minuten Katharina Nüser (18:17/beide Asics Frontrunner) klar distanzierte. Annika van Hütt vom GWN-Laufteam zum Beispiel bekannte: „Ich wollte eigentlich schneller laufen. Aber da waren so viele Kinder an der Strecke, die alle abgeklatscht werden mussten. Das war richtig schön.“

Ganz aus dem Häuschen war Nikki Johnstone (Frontrunner), der im Hauptlauf über zehn Kilometer in 31:48 Minuten seinen klug taktierenden Mannschaftskameraden Fabian Borggrefe (32:24) auf Platz zwei verwies. „Das fühlt sich so gut an, ich freue mich total“, sagte der als Lehrer an der Internationalen Schule in Neuss (ISR) tätige Schotte gut gelaunt: „Ich bin immer schneller geworden. Gerade in Neuss zu gewinnen, ist einfach gigantisch.“

Mit Rang drei nur bedingt zufrieden war dagegen Habtom Tedros (TG Neuss/33:41). „Ich habe in Runde drei ganz plötzlich Seitenstiche bekommen“, erklärte der 19-Jährige, der erst vor etwas mehr als einem Jahr als Flüchtling aus Eritrea in den Rhein-Kreis gelangt war. Anfang April hatte er zum zweiten Mal den City-Run über zehn Kilometer beim 29. Internationalen Korschenbroicher City-Lauf gewonnen. Sein Fazit: „Neuss ist meine Stadt. Schade, dass es nicht zum Sieg gereicht hat.“ Schnellste Frau war Svenja Ojstersek (Frontrunner) in 35:39 Minuten.

Mehr als 12 000 Menschen säumten die Strecke und feuerten die Läufer an. Die meisten Teilnehmer waren noch jung: mehr als 1000 Finisher gab es bei den Grundschulläufen. Auch der Eltern-Kind-Lauf erfreute sich großer Beliebtheit. „Die überragende Resonanz ist natürlich auch dem guten Wetter geschuldet. Aber ich habe heute viele Leute gesehen, die schon lange nicht mehr da gewesen sind“, sagte Mario Meyen, Vorsitzender der TG Neuss.

„In diesem Jahr haben wir das sportliche Niveau der Veranstaltung deutlich gesteigert“, befand Marc Hillen, geschäftsführender Gesellschafter der Agentur h1, die den Sommernachtslauf betreut. Und Hillen weiter: „Natürlich ist eine Rückkehr auf den Markt immer eine Perspektive. Aber die jetzige Strecke hat sich atmosphärisch bewährt.“

Einer der Höhepunkte war dabei einmal mehr der Staffellauf. Rund 45 Teams traten auf der am Abend mit Leuchtstäben und Fackeln beleuchteten Strecke an. Familien, Schützenzüge, Schülergruppen, Firmen, Sportvereine — die Staffeln waren bunt gemischt, alle Altersklassen waren vertreten. „Die Atmosphäre ist immer so schön, dafür lohnt es sich zu bleiben“, sagte Theresa Lippert von den TG-Ladies. Der Start war schließlich erst um 22 Uhr.

Sowohl die TG-Gepards bei den Männern als auch eines der Hockeyteams bei den Frauen konnten ihren Sieg aus dem Vorjahr wiederholen. Für Probleme sorgte der Wechselbereich, der direkt hinter einer Kurve lag und schlecht einsehbar war. „Einfach irgendwo anders“ schlug Matthias Rück von den TG-Gepards eine Verlegung vor.