Rat diskutiert heute über fehlende OGS-Plätze in Neuss
Eltern haben inzwischen im Internet eine Petition gestartet.
Neuss. Wenn der Stadtrat heute zu seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause zusammenkommt, werden auf der Besucherempore im Neusser Rathaus mehrere Familien Platz nehmen — und sie wollen sich in der Einwohner-Fragestunde zu Wort melden. Der Grund: Die Politik debattiert über die fehlenden Plätze in den außerunterrichtlichen Angeboten der Offenen Ganztagsschule (OGS). Insgesamt geht es um 350 OGS-Plätze. Monika Claßen-Brinkmann ist eine Mutter, die leer ausging und sich mit anderen Betroffenen in der Initiative „Einen OGS-Platz für jedes Kind“ zusammengeschlossen hat. Auf der Internetplattform change.org haben die Eltern inzwischen auch eine Online-Petition gestartet.
Die Eltern nutzen sie, um auf die Bedeutung eines adäquaten Angebots in Neuss aufmerksam zu machen. „Ohne OGS-Platz müsste ich mit meiner Arbeit aufhören“, schreibt ein Vater. Ein anderer betont, dass „Existenzen daran hängen“. Ein flächendeckendes OGS-Angebot sei auch ein Merkmal für die Familienfreundlichkeit einer Stadt. Keinen OGS-Platz zu bekommen bedeute, so die Elterninitiative, für viele Familien nicht nur, dass ein Elternteil seine Erwerbstätigkeit aufgeben müsse, um die Betreuung sicherzustellen. Es bedeute auch, dass Familien möglicherweise an ihre finanzielle Grenzen stoßen, weil ein Einkommen nicht mehr zur Versorgung ausreiche — und dass die Altersabsicherung in Gefahr gerate.
Inzwischen ist Bewegung im Thema. CDU, SPD, Grüne und Linke haben entsprechende Anträge zu den OGS-Plätzen für die Sitzung des Stadtrats eingereicht. Denn dort muss erst einmal eine Grundsatzentscheidung zur finanziellen Ausstattung getroffen werden. Das Gremium hat laut Schuldezernentin Christiane Zangs bislang das „Budget für rund 3250 OGS-Plätze beschlossen, die ja auch von der Stadt bezuschusst werden“. Die OGS-Finanzierung fußt auf drei Säulen: Land, Kommune, Eltern. Nur wenn der Stadtrat bereit ist, mehr Geld in den Haushalt einzustellen, ist eine Nachbesserung bei den OGS-Plätzen möglich. Die Signale dafür sind im Vorfeld der Sitzung positiv.
Auch Monika Claßen-Brinkmann und ihre Elterninitiative nehmen das zur Kenntnis. „Es ist gut, dass Bewegung in die Sache gekommen ist“, sagt Claßen-Brinkmann. „Aber wichtig ist, was am Ende dabei herumkommt.“ Sprich: Eine Entscheidung muss her. Dass dies gar nicht so einfach ist, haben Eltern bereits im vergangenen Jahr erfahren.
In einem Brief schildern Schulpflegschaftsvorsitzende von zwei Grundschulen, dass sich die Schulpflegschaften von neun Neusser Grundschulen bereits 2016 für einen OGS-Ausbau in Neuss stark gemacht haben. In Gesprächen sei „viel Verständnis für das Anliegen der Eltern geäußert“ worden, heißt es in dem Schreiben. Es seien „jedoch keine Lösungen“ angeboten worden.