Reiche Ernte aus dem Kleingarten
Fred Marx und seine Familie müssen während der Erntezeit in ihrem Garten kein Gemüse einkaufen gehen.
Vorst. Die bunten Köpfe der Dahlien wippen im Wind. Ein Frosch quakt versteckt am Teich. Der grün leuchtende Rasen ist gepflegt, üppig rankende Kiwiblätter spenden Schatten auf der kleinen Terrasse. Frischer Minztee duftet im Becher. Ein Idyll. Und ein nützliches: Das 360 Quadratmeter umfassende Grundstück in der Kleingartenanlage „Am Holzbüttger Haus“ versorgt die dreiköpfige Familie Marx ab Mitte Juni bis in den September hinein komplett mit frischem Gemüse und Kartoffeln. Kaufen brauchen sie es während dieser Zeit nicht.
Fred Marx
„Ende April, Anfang Mai beginnt die Erntezeit mit den ersten Lauchzwiebeln und Kräutern“, erzählt Fred Marx. Dann folgt ein bunter Reigen von Tomaten, Gurken, Mangold, Pastinaken, Zucchini, Kohlrabi, Möhren und Rucola. Im kleinen Gewächshaus reifen vor allem Tomaten: „Wir haben mehrere Sorten: Flaschen- und mandarinenförmige, russische und Fleischtomaten“, erklärt der Hobbygärtner. Im Hochbeet lassen sich rote Beete und Cherrytomaten entdecken: Letztere bestehen den Geschmackstest problemlos. Sehr beliebt ist die sogenannte „Bohnenplantage“ mit Busch- und Stangenbohnen: „Meine Frau ist ein richtiger Bohnenfreak und könnte sie jeden Tag essen“, sagt Fred Marx lachend. Die Kräuterauswahl ist ebenfalls reichlich: Salbei, Minze, Schnittlauch und Blattpetersilie werden Speisen erst den letzten Pfiff geben.
Einen würzigen Duft verbreiten die Blätter der Zitronengeranie. Verblüffend der Geschmackstest eines unscheinbaren grünen Blättchens: „Das ist Schokominze. After Eight für Diabetiker“, erklärt Marx schmunzelnd, denn diese Blätter haben im Gegensatz zum Original keine Kalorien. In einem Eimer wartet eine grünlich schimmernde Brühe auf ihren Einsatz. „Mit diesem Brennnesselsud dünge ich das Gemüse — alles rein biologisch“, sagt er. Außerdem quasi kostenlos — die Brennnesseln werden einfach überall gesammelt.
Seit vierundzwanzig Jahren ist der Garten das Eigentum der Familie Marx. „Im Frühjahr und Sommer muss man schon vier Stunden täglich für Ernte und Pflege investieren“, erläutert der 65-Jährige. Da ist er über die Hilfe seiner Frau froh. „Man darf natürlich nicht zu viel von einer Sorte setzen“, erklärt er. Nimmt die Ernte trotzdem mal überhand, bekommen die Nachbarn auch etwas ab. Wovon Fred Marx besonders profitiert: Der gelernte Küchenmeister mit beruflichen Stationen in Hamburg, München, Montreal und Düsseldorf kann das Geerntete auch noch perfekt zubereiten. Gefreut hat er sich auf die Ernte von Aronia-Beeren — sie sollten zu Gelee verarbeitet werden.
„Aber jemand hat den Strauch komplett leer gepflückt“, ärgert er sich. Die Strafe ist vorprogrammiert: „Die Beeren waren noch nicht reif — sie schmecken bitter. Die Pastinaken werden übrigens zuletzt geerntet. „Sie vertragen auch Frost“, weiß Marx.