Rheinisches Landestheater: Tugendhafter neuer Spielplan
Intendantin fürchtet nach Tariferhöhungen finanzielles Loch.
Neuss. Mit der Spielzeit 2014/15 wird am Rheinischen Landestheater vieles neu: personell, aber auch inhaltlich. „Wir haben nach fünf Jahren eine Zäsur vollzogen“, sagt Bettina Jahnke, die 2009 ihre Intendanz in Neuss begann. Neben einem teilweise neuem Team gibt es für die kommenden vier Jahre vor allem ein neues Motto. „Wir greifgen die vier Kardinaltugenden — Weisheit, Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit — auf, rollen sie auf der Bühne aber eher von der anderen Seite auf.“ Das Pendant, die Torheit, werde in den zwölf Stücken ab September thematisiert, um so auf die erste Tugend, die Weisheit, zu verweisen.
Ob sie den neuen Spielplan aber überhaupt wie geplant umsetzen kann, sei noch ungewiss. „Mit dem neuen Tarifabschluss haben wir in den kommenden beiden Jahren Mehrkosten von 180 000 Euro. Das haben die Kollegen verdient, keine Frage, aber wenn sich die Zuschussgeber nicht bewegen, wird es eng“, so Jahnke.
Die Intendantin selbst wird am 5. September die Spielzeit mit der Regie von „Das Himbeerreich“ von Andreas Veiel, einem Stück über skrupellose Banker, eröffnen. Es folgt die Komödie „Pension Schöller“ ab dem 13. September. Mit dem musikalisch-seelischen Porträt von Hildegard Knef (26. September) feiert Nadine Nollau ihre Premiere in Neuss. Sie stößt ebenso neu zum Ensemble wie Leander Gerdes, Michael Großschädl, Philipp Heitmann sowie Rückkehrerin Katharina Dalichau. Ausscheiden werden Claudia Felix, André Felgenhauer, Gabriel Rodriguez und Jonathan Schimmer. Maike Fölling ersetzt Stefanie Schnitzler als Theaterpädagogin.
Als Märchen kommt ab dem 26. Oktober „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ auf die Bühne des Schauspielhauses. Regisseurin Katharina Schmidt hatte zuletzt „Ente, Tod und Tulpe“ in Neuss inszeniert.
„Endlich mal wieder ein Musical“, freut sich Jahnke auf Billy Wilders „Das Appartement“ ab dem 8. November. Premiere von „Hase und Schildkröte“ (Foto rechts) ist am 9. November. „Sinnlich erfahrbare Philosophie für Kinder ab zehn Jahren“, verspricht die Theaterchefin ab dem 11. Januar 2015 mit „Sophies Welt“, wogegen „Das Ende des Regens“ (Foto links) ab dem 16. Januar eher eine zeitlich weit umspannende Familiensaga sei.
„Überfällig“ in Neuss sei eine Inszenierung von Ödön von Horvath. Bei „Zur schönen Aussicht“ (7. März) führt Jahnke wieder selbst Regie. Nach „Das fliegende Kind“ von Roland Schimmelpfennig (13. März) und Thomas Bernhards „Die Macht der Gewohnheit“ (14. März) schließt sich der Kreis mit Gogols „Der Revisor“ am 8. Mai.