RWE-Mitarbeiter kämpfen für Zukunft der Braunkohle
Kraftwerker und Kumpel wehren sich gegen den von WirtschaftsministerGabriel geplanten Klimabeitrag.
Grevenbroich. Die Betriebsräte aus dem Kraftwerk Neurath und dem Tagebau Garzweiler haben in der Nacht zu gestern ein weithin sichtbares Bekenntnis abgegeben. In meterhohen Lettern projizierten sie sie die Botschaft „Wir lassen das Herz der Industrie schlagen — unsere heimische Braunkohle“ auf das Maschinenhaus des Neurather BoA-Kraftwerks. „Wir müssen mehr denn je deutlich machen, wie wichtig die Braunkohle für unsere Region ist — mit Arbeits- und Ausbildungsplätzen, mit Aufträgen für andere Unternehmen und mit dem Geld, das die Arbeitnehmer hier im Revier ausgeben“, erläuterte Manfred Holz, Betriebsratsvorsitzender der Kraftwerke Neurath/Frimmersdorf, die nächtliche Aktion.
Die Dia-Show im Dunkeln hat für Kumpel und Kraftwerker einen ernsten Hintergrund: Nach den Ende März bekannt gewordenen Plänen von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel soll eine Sonderabgabe für Kohlekraftwerke eingeführt werden. Was in Berlin als „Klimabeitrag“ bezeichnet wird, werten die Beschäftigten aus Kraftwerken und Tagebauen als „Strafabgabe“ mit verheerenden Folgen für das Rheinische Revier.
„Wenn die Pläne des Ministeriums umgesetzt werden, bedeutet das für tausende Menschen in unserer Region den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Und das nicht nur bei RWE, sondern auch bei Partnerfirmen und energieintensiven Branchen wie Aluminium und Chemie“, warnt Ismail Tekin, Betriebsratsvorsitzender des Tagebaus Garzweiler. Manfred Holz ergänzt: „Was Gabriel betreibt, ist Politik über die Köpfe der Arbeitnehmer hinweg. Das lassen wir uns nicht gefallen. Deswegen demonstrieren wir am Samstag in der Bundeshauptstadt.“
Dementsprechend wurde in der Nacht auch das Motto der Groß-Demonstration auf dem Neurather Kraftwerk projiziert: „Wir wehren uns!“ war groß auf der Fassade des Maschinenhauses zu lesen.
Details zu ihrem Protestzug wollen die Betriebsräte von RWE bei einer Pressekonferenz in Niederaußem bekannt geben. Manfred Holz geht davon aus, dass sich etwa 15 000 Demonstranten am Protestmarsch beteiligen werden, darunter Kollegen aus der Lausitz sowie aus Tschechien und den Niederlanden. Auch Bürgermeisterin Ursula Kwasny wird sich am Samstag im RWE-Bus auf den Weg nach Berlin machen.
„In den vergangenen Tagen und Wochen haben die Betriebsräte großen Zuspruch und Solidarität aus der Bevölkerung erfahren, Viele teilen unsere Sorgen. Das zeigt die enge Verbundenheit zwischen der Braunkohle und der Region“, erklärten Manfred Holz und Ismail Tekin gestern in einer Pressemitteilung. Und sie machten deutlich: Die breite Unterstützung aus dem Rheinischen Revier bestärke die RWE-Mitarbeiter darin, „mit aller Entschlossenheit gegen den sozialen Blackout zu kämpfen“.