Politik diskutiert überRückkehr zu Sirenen
Der Hauptausschuss spricht über die Neuanschaffung der Warninstrumente. Geld gibt es vom Land.
Neuss. Feuerwehrarbeit braucht manchmal ganz einfache Lösungen. „Feuer macht man mit Wasser aus“, sagt Joachim Elblinger — und Menschen mit Sirenen wach. Die will der Stadtbrandmeister wiederhaben. Er ist deshalb froh, dass im Entwurf für den Brandschutzbedarfsplan, der heute dem Hauptausschuss vorliegt, die Vorgabe steht: „Es ist ein Konzept zur Warnung der Bevölkerung zu entwickeln. Hierbei sind auch bauliche Maßnahmen (Aufbau von Sireneninfrastruktur) zu berücksichtigen.“ Der Rhein-Kreis befürwortet das. „Sirenen haben eine unschlagbare Weckfunktion“, sagt Kreis-Ordnungsamtsleiter Hans-Joachim Klein.
Mit dem Entschluss, die nach 1990 überall von Neusser Dächern verschwundenen Sirenen wieder anzuschaffen, würde die Stadt nachholen, was in anderen Kommunen des Kreises Standard ist — oder immer war. Die Stadt Dormagen als Chemiestandort war immer verpflichtet, Sirenen als Rückgrat ihres Alarmierungssystems vorzuhalten. Den übrigen war es freigestellt worden, ob sie an dieser Technik festhalten. Neuss und Grevenbroich entschieden sich dagegen. „Ausbaustandard Null“, sagt Klein. Er ist für den Katastrophenschutz tätig und hatte noch im Januar im Rettungsausschuss des Kreises bedauert, dass Sirenen im Kreis nicht flächendeckend installiert sind.
Joachim Elblinger, Stadtbrandmeister
„Die Stadt Grevenbroich prüft aktuell die Beschaffung von Sirenen“, berichtet der stellvertretende Kreisbrandmeister Stefan Meuter. Die anderen Kommunen würden untersuchen, ob ihr Sirenensystem flächendeckend ist und die alten gegen Hochleistungssirenen ausgetauscht werden. „Kaarst und Korschenbroich stehen kurz vor dem Vollausbau“, ergänzt Klein.
Das Geld dazu kommt vom Land. Das hatte schon vor Jahren die Wiedereinführung eines Warnsystems propagiert und dabei in erster Linie an die Wiederinbetriebnahme der Sirenen gedacht. Aber erst 2014 stellte das Land den Kommunen dazu Geld zur Verfügung. In Neuss soll das nun genutzt werden, um den Wiederaufbau einer „Warnlandschaft“, so Elblinger, mit Sirenen prüfen zu lassen.
Aktuell — und das schien lange ausreichend — alarmiert die Feuerwehr ihre Helfer „still“ — über einen Piepser am Mann. Muss die Bevölkerung im Brand- aber auch Katastrophenfall gewarnt werden, kann die Feuerwehr eine Warnmeldung direkt in das Programm des Lokalradios einspielen und auf ihrer Internetseite platzieren oder Lautsprecherwagen in Marsch setzen. Ein Warnkonzept im geforderten Sinne ist das nach Kleins Überzeugung nicht.
Im Konzept des Kreises sind Sirenen zentral. Hinzu kommen andere Elemente wie etwa das Module Warnsystem (MoWas), das Warnhinweise direkt auf den Handys derer erscheinen lässt, die eine entsprechende App auf ihrem Smartphone installiert haben. MoWas wird aktuell in einigen Pilotkommunen getestet. Mit einer Einführung im Rhein-Kreis rechnet Klein noch im ersten Halbjahr 2015. „Wir haben alle technischen Voraussetzungen dafür geschaffen“, sagt Klein, der auf eine Freigabe der App durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wartet.
Für Elblinger kann die App nur ein ergänzendes Medium sein. Bei allem Fortschritt will er ein einfaches Mittel an die Hand bekommen, auf das die Feuerwehr jederzeit und alleine zugreifen kann. „Wir müssen selbst handeln können“, sagt er — und jeden erreichen. Die Sirene tut das — und veranlasst die Bevölkerung, das Radio anzuschalten, ins Internet zu gehen oder auf die App zu schauen.