Jugendamt fürchtet den Fachkräftemangel
Neuss. Für die nächsten fünf Jahre rechnet das Jugendamt damit, dass 30 bis 40 seiner Mitarbeiter ihre Arbeitsstelle ganz oder vorübergehend verlassen, weil sie in Rente oder Elternzeit gehen. Das wäre ein Drittel bis ein Viertel der derzeit etwa 120 Mitarbeiter.
„Teilweise gehen ganze Teams zeitgleich in Ruhestand“, berichtet Markus Hübner, der Leiter des Jugendamtes. Darauf müsse sich die Behörde vorbereiten. Das Problem: Es herrsche schon jetzt ein Fachkräftemangel. Angesichts auseinanderbrechender Familienstrukturen, Jugendarbeitslosigkeit und Werteverfall in der Gesellschaft steige der Bedarf an Sozialarbeitern, die in Familien, Schulen, Jugend- und Pflegeeinrichtungen tätig seien.
Bereits die vergangenen fünf Jahre hatte das Jugendamt mit einer hohen Personalfluktuation zu kämpfen, die ständige Sachbearbeiterwechsel, Einarbeitungen und Schulungen bedeutete, teilte Beigeordneter Stefan Hahn dem Jugendhilfeausschuss mit. „Damit einher ging eine phasenweise nicht mehr akzeptable Belastung der wenigen langjährigen Mitarbeiter.“ Daher habe die Stadt bereits ihre Organisation verändert und ein besonderes Einarbeitungskonzept entwickelt.
„Außerdem nutzen wir die Berufsmessen bei den Fachhochschulen, bieten Praktika sowohl vor als auch während des Studiums an, und bewerben das Freiwillige Anerkennungsjahr bei uns, um uns bekannt zu machen“, sagt Markus Hübner. „Darüber hinaus versuchen wir, ältere Quereinsteiger für die soziale Arbeit zu gewinnen.“ Wer einen technischen oder handwerklichen Beruf erlernt habe, könne durchaus im Alter von 30 oder 40 Jahren noch umschulen. „Ältere Mitarbeiter sind für uns wegen ihrer Lebenserfahrung sehr attraktiv.“ Sollten sie Kinder haben, die betreut werden müssen, biete man auch Teilzeitstellen an.
Bei den Teams, die zeitgleich in Rente gehen werden, überlege man, wie sie ihre Nachfolger einarbeiten können. „Die Schwierigkeit ist, dass wir keine Stelle doppelt besetzen können.“