Jugendmigrationsdienst in Neuss Neue Leiterin hilft jungen Menschen aus dem Ausland

Neuss · Der Jugendmigrationsdienst kümmert sich um Belange von jungen Menschen mit Migrationshintergrund. An seiner Spitze steht jetzt eine Frau.

Sarah Wollweber ist die neue Leiterin des Jugendmigrationsdienstes. Der Dienst steht jungen Menschen aus allen Nationen offen.

Foto: Katholische Jugendagentur Düsseldorf

Eines ist Sarah Wollweber, der neuen Leiterin des Jugendmigrationsdienstes (JMD) am Standort Neuss, wichtig zu betonen: Der Dienst richtet nicht nur an Geflüchtete, sondern ausdrücklich an junge Menschen „aus allen Nationen der Welt“, die nach Deutschland gekommen sind. Seit Juli leitet sie den Dienst, zu dem Büros in Dormagen und Grevenbroich gehören. Sprachkurse, Beratung oder der Willkommenstreff sind nur ein kleiner Teil des vielfältigen Angebots. Fast 450 ratsuchende junge Menschen haben im ersten Halbjahr 2023 den Weg in eines der drei Standortbüros gefunden. „Das umfasst den kurzen Beratungstermin, der sich in ein paar Minuten erledigt hat, bis hin zu ganz ausführlichen Fällen“, so die gebürtige Neusserin. Der JMD in Trägerschaft der Katholischen Jugendagentur Düsseldorf berät und betreut junge Menschen zwischen 12 und 27 Jahren mit Migrationsgeschichte, unabhängig von Herkunftsland, Aufenthaltsstatus oder Religionszugehörigkeit. Auch Familienmitglieder oder (ehrenamtlich) Begleitende können die Beratung in Anspruch nehmen. „Für viele junge Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, sind wir die erste Anlaufstelle. Wir bieten Orientierung bei individuellen Fragestellungen und können den Kontakt zu anderen Fachstellen oder Behörden vermitteln. Da reicht die Spanne von einem Kontakt, bei dem zum Beispiel ein Sprachkurs vermittelt wird, bis hin zu einer intensiven Begleitung über mehrere Monate mit vielen verschiedenen Anliegen“, so die 34-Jährige, die bereits seit Anfang vergangenen Jahres beim JMD arbeitet.

Das Angebot des JMD ist kostenfrei und versucht, sich den entstehenden Bedarfen der Zielgruppe anzupassen. So werden immer wieder neue Projekte initiiert und bewährte, wie zusätzliche Sprachförderangebote, weitergeführt. „Was die Menschen für Anliegen haben, ist schwer zusammenzufassen, sondern ganz gemischt. Oft geht es aber um ganz alltagspraktische Fragen oder Unterstützung bei Anerkennungsfragen“, berichtet Wollweber, die das Amt von Wolfgang Müller-Breuer übernommen hat, der nach mehr als zwanzig Jahren in dieser Tätigkeit seinen Ruhestand angetreten hat.

Auch bundesweite Projekte werden vom JMD durchgeführt, wie die Respekt Coaches, die an Schulen für Themen wie Extremismus und Rassismus sensibilisieren. Im Rahmen der Initiative Durchstarten in Ausbildung und Arbeit werden junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren bei ihrem Weg in Ausbildung und Arbeit unterstützt.

Vorher als Pädagogische Mitarbeiterin beim JMD tätig, freut sie sich auf ihre neue Aufgabe. „Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Ich habe Kontakt zu Menschen aus aller Welt, die alle ihre ganz eigenen Geschichten erzählen. Es ist schön, den Ratsuchenden eine direkte Anlaufstelle bieten zu können. Wir unterstützen hier ganzheitlich und niederschwellig junge Menschen und fördern ihre gesellschaftliche Teilhabe.“

Anzahl der ehrenamtlichen
Helfer nimmt weiter ab

Zwar gebe es auch immer wieder besondere Herausforderungen, multiple Problemlagen oder langwierige behördliche Prozesse, bei denen nach Unterstützung gefragt wird. „Besonders schön ist es natürlich, wenn wir die konkreten Ergebnisse unserer Arbeit sehen können.“

Sie nennt das Beispiel einer jungen Frau aus Syrien, die dabei unterstützt wurde, einen Platz für ein Jahrespraktikum zu finden. „So kann sie bald ihr Studium zur Bauingenieurin beginnen. Oder ein junger Drittstaatler aus der Ukraine, der durch ein vermitteltes Freiwilliges Soziales Jahr eine bessere Bleibeperspektive bekommen hat.“ Was die studierte Sozialarbeiterin besonders an ihrer neuen Aufgabe schätzt, ist, dass „ich auch als Leitung weiterhin in der Beratung tätig sein kann, was mir sehr wichtig ist, um mitzubekommen, was unsere Zielgruppe bewegt und wo es aktuell hakt. Ich freue mich aber auch, mehr Möglichkeiten zu haben, Projekte und Inhalte zu gestalten, Mittel dafür zu akquirieren und Themen wie Digitalisierung und Online-Beratung voranzutreiben.“

Was ihr Sorgen bereitet, ist der ehrenamtliche Bereich. „Die Arbeit mit den Ehrenamtlern macht immer sehr viel Spaß, allerdings gibt es immer weniger Menschen, die sich beim JMD engagieren möchten. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei uns melden.“

(suzo)