Schloss Dyck: Sanierung geht in die letzte Runde

Rund 5,5 Millionen Euro sind für den zweiten und letzten großen Bauabschnitt vorgesehen.

Rhein-Kreis Neuss. Der Chef hat den besten Blick: Vor einigen Wochen ist die Verwaltung der Stiftung Schloss Dyck von ihren bisherigen Räumen in der Reitbahn ins restaurierte Torhaus umgezogen. Stiftungsvorstand Jens Spanjer hat nun von seinem Schreibtisch aus einen idealen Überblick: Durch ein Fenster kann er die Auffahrt überschauen, durch das andere Fenster schweift der Blick in Richtung Orangerie, Stallburg und Hochschloss.

Seit rund zehn Jahren wird das Schloss Dyck sukzessive saniert - die gut ein Jahr dauernde Instandsetzung der Torburg war dabei nur ein ganz kleiner Teil. Allerdings ein von der Statik her recht aufwändiger. "Das Fundament von Nadelholzpfählen war im hinteren Bereich eingesackt und musste durch Stahlbetonpfähle ersetzt werden", berichtet Spanjer.

Aber nicht nur die Außenwände des zwischen 1645 und 1663 errichteten Tors mussten stabilisiert werden: Die hölzerne Zwischendecke war nur noch in Rudimenten vorhanden. Auch Fenster gab es schon lange nicht mehr, stattdessen schützten schwarze Folien provisorisch vor Wind und Wetter. Die neue Zwischendecke ist übrigens aus Beton - eine Auflage des Brandschutzes. Knapp 800 000 Euro hat die Sanierung gekostet, inklusive neuem Dachstuhl, Strom-, Gas- und Elektroanschlüssen.

Mit saniert und zu Büros umgebaut wurde auch der rund 100 Jahre jüngere nordwestliche Seitenflügel der Torburg. Der nordöstliche Flügel ist als Hausmeisterwohnung vermietet und wird zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff genommen.

Die alten Büros in der Reitbahn standen übrigens nur ein paar Tage leer. Mittlerweile sind dort die Handwerker eingezogen, die in in den nächsten eineinhalb Jahren Ost- und Nordflügel des Hochschlosses sowie die Westseite des Stallhofs instandsetzen werden. "Die Besten der Branche kommen immer noch aus den neuen Bundesländern, und für diese brauchen wir Wohnungen", sagt Spanjer.

Im Untergeschoss des Hochschlosses werden dringend benötigte Nebenräume für die Haustechnik und zum Umziehen bei Konzerten geschaffen, das Obergeschoss wird weiter von der gräflichen Familie als Wohnung genutzt. Die ersten Gerüste stehen schon, Anfang 2010 folgt der Stallhof. 5,5 Millionen Euro sind für diesen zweiten - und letzten - großen Bauabschnitt vorgesehen. Davon entfallen 2,1 Millionen Euro auf die Sanierung des Hochschlosses.

Mit 3,4 Millionen Euro ist der Stallhof nicht nur teurer, sondern auch komplizierter zu sanieren. Denn auch hier faulen die Holzfundamente quasi unter dem Bau weg. Um ihn zu stützen, mussen die Bauarbeiter tief in den Boden gehen - so tief, dass es sich lohnt , gleich eine ganze Fundamentwanne zu gießen und damit einen Keller zu schaffen. "Wir hätten dann zusätzliche Lagerräume", sagt Spanjer. Die alten Pferdeboxen im Stallhof sollen erhalten bleiben - der Riesenraum könnte als Veranstaltungsraum und für Konzerte genutzt werden. Im Obergeschoss ist ein größerer Seminarraum für 30 bis 40 Personen vorgesehen.

Nicht im 27 Millionen Euro teuren Sanierungsprogramm enthalten sind die Reitbahn und der Wirtschaftshof. Spanjer muss dafür Drittmittel besorgen. Angedacht ist, in der Reitbahn ein Hotel unterzubringen, es laufen auch schon erste Gespräche. Ein potenzieller Investor würde auch beide Bauten übernehmen. Doch Spanjer zögert: Er würde den Wirtschaftshof gerne weiter als solchen nutzen. "Man muss nicht alles auf Hochglanz polieren. Es sollten auch noch Perspektiven für die Zukunft übrig bleiben", sagt er. Zeitdruck bestehe nicht, denn beide Bauten können ohne weiteres noch zehn Jahre bleiben, wie sie sind, ohne zusammenzubrechen.