Schützenfest: Rainer Reuß schießt den Vogel ab
In einem spannenden Wettkampf setzt sich der Hubertus-Schütze gegen Dirk Büchel und Christoph Napp-Saarbourg durch.
Neuss. 18.38 Uhr, der 16. Schuss, der Vogel fällt: Rainer Reuß ist Schützenkönig. Der Mitbegründer der Spätzünder bei den Hubertus-Schützen hat sich gegen seine beiden Mitbewerber durchgesetzt.
Vorausgegangen ist ein dramatischer Wettkampf. Dicht an dicht stehen die Zuschauer bei strahlendem Sonnenschein auf der Festwiese, die noch mehr gefüllt zu sein scheint als in den Vorjahren. Jeder Kandidat kann sich auf anfeuernde Kameraden verlassen. Ganz nah am Schießstand stehen die Dropjänger von Schützenlust-Oberleutnant Christoph Napp—Saarbourg.
Auch die Unterstützer von Dirk Büchel, Oberleutnant im Zug Nix in de Täsch der Schützengilde, sind gut zu hören. Und natürlich die Reuß-Fans, die schon die Blumenhörner bereitgestellt haben.
Drei Kandidaten, drei Korps — das hat es lange nicht gegeben. Jörg I. Antony, Dienstagabend abgelöster König, musste vor einem Jahr zu seinem Leidwesen das Schießen mit sich allein ausmachen, vor zwei Jahren ging es Rainer II. Halm genauso. Sein Vorgänger Werner IV. Kuhnert hatte mit Hans-Jürgen Hall immerhin einen Konkurrenten. Drei Kandidaten für die Königswürde gab es zuletzt 2006.
Um 18.25 Uhr geht es los, Reuß beginnt. Hat er getroffen? Im Publikum ist man uneinig. Je länger es dauert, desto kämpferischer die Kommentare. „Jawohl, so wird’s gemacht“, ruft ein Büchel-Fan nach dessen gutem sechsten Schuss. Dann der Dropjänger: Mit dem 14. Schuss holt er den Vogel nicht herunter, sondern macht den Weg frei für seinen Nachfolger — denken alle, die einen enttäuscht, die anderen erleichtert.
Doch Dirk Büchel zeigt Nerven. „Elfmeter verschossen“, ruft einer. Rainer Reuß vollendet: Jubel brandet auf. Ein echter Wettkampf! Die Hönesse machen sich bereit, Jörg Antony umarmt seine Frau und ruft: „Jetzt bin ich ein Ex“.
Dann nehmen die Zugkameraden ihren König auf die Schultern, und der kann und mag seinen Triumph („Ha, das habt Ihr nicht gedacht!“) und seine Freude nicht verbergen. Strahlend lässt er sich zur Bühne tragen.
Dort waltet Schützenpräsident Thomas Nickel seines Amtes, nimmt Jörg I. Antony die Kette ab, übergibt sie dem neuen König. Der bekennt, jetzt, in diesem Moment, sei er wirklich aufgeregt. „Und jetzt, Papa, habe ich die Kette, die Du vor 30 Jahren abgeben musstest, wieder zurückgeholt“, erklärt er stolz. Und macht sich mit Frau Andrea auf zu den ersten Amtshandlungen.