Schützenpräsident Thomas Nickel: „Wir brauchen neue Einnahmen“
Schützenpräsident Thomas Nickel über die Notwendigkeit, einen Geschäftsführer einzustellen.
WZ: Herr Nickel, wird das Schützenfest zu groß, zu schwer zu organisieren für den Neusser Bürger Schützen-Verein?
Thomas Nickel: Nein, ganz sicher nicht. Das Schützenfest lebt vom Engagement der Schützen, es ist durch die Züge mit den eigenen Zugleitungen und unsere Korps bestens strukturiert. Die Schützen selbst müssen nicht gemanagt werden.
WZ: Wieviel Geld hat der Verein zur Verfügung, wieviel „kostet“ das Schützenfest?
Nickel: Das Schützenfest setzt sich ja aus vielen Komponenten zusammen. Was wir zahlen, liegt knapp unter einer Million Euro. Hauptausgaben sind die Kosten für die Musik, für Fackeln, Blumen, Tribünen, Festplatz und die Organisation. Gerade mussten wir die Beiträge der Schützen um 10 Euro erhöhen.
WZ: Um den künftigen Geschäftsführer zu bezahlen?
Nickel: Nein! Dazu dient es definitiv nicht. Aber die Jahresergebnisse sind unberechenbar geworden. Im letzten Geschäftsjahr hatten wir ein leichtes Minus. Unbedeutend, das konnten wir durch die Rücklagen auffangen, aber wir waren gewarnt.
WZ: Vor einiger Zeit haben Sie die Vermarktung des Schützenfestes stark ausgebaut, jetzt planen Sie eine Stelle für einen Manager, Geschäftsführer, wie immer man ihn nennen mag. Ein notwendiger Bruch mit der so hochgehaltenen Tradition?
Nickel: Nein. Die Tradition des Schützenfestes als solches wird davon überhaupt nicht betroffen sein. Auch das Komitee wird weiter arbeiten wie bisher. Wir überlegen jetzt, eine gemeinnützige GmbH zu gründen. Zunächst einmal aus Haftungsgründen. Und dann, um zu versuchen, unser Fest für Neuss und alle Schützen besser zu vermarkten.
WZ: Der Schützenmeister organisiert Abläufe, Marschwege, das Komitee kümmert sich um das Sicherheitskonzept etc.. Sind die Ehrenamtler mittlerweile überfordert?
Nickel: Nein, überfordert ist der falsche Ausdruck. Aber es kommen immer neue Aufgaben auf uns zu. Da bleibt einfach keine Zeit, die Chancen zu suchen und zu finden, die unter Umständen zu mehr Einnahmen führen.
WZ: Welche Voraussetzung muss ein Schützen-Manager mitbringen?
Nickel: Wir suchen einen Geschäftsführer, der natürlich Schützenaffin ist, der aber nicht (mehr) in Neuss aktiv mitmacht.
WZ: Muss sich ein „Hauptamtlicher“ auch um Spendenakquise kümmern, auch für sein eigenes Gehalt? Oder reichen die städtischen direkten und indirekten Zuschüsse in unbekannter Höhe und das Engagement der Stadtwerke und anderer aus?
Nickel: Zunächst einmal: Ein solcher Geschäftsführer wird maximal 20 000 Euro im Jahr erhalten können. Er muss also gut sein und Freude an der Aufgabe haben, gleichzeitig wirtschaftlich unabhängig von dieser Tätigkeit sein. Und ja, er soll neue Sponsoren suchen. Wenn wir weiter in der bewährten Form feiern wollen, brauchen wir zusätzliche Sponsoren und andere Möglichkeiten der Einnahmen. Viele verdienen an unserem Fest mit. Da nutzen wir bisher nicht alle Möglichkeiten — im Sinn der Schützen.
WZ: Heißt das also doch Werbung auf dem Markt?
Nickel: Nein, der Markt bleibt werbefrei. Aber die Tribünen zum Beispiel. Die heißen jetzt A, B, C. Warum nicht — nur mal als Beispiel — Sparkassen-Tribüne? Oder WZ-Tribüne? Das taucht dann nicht an den Tribünen auf, aber auf den Karten.
WZ: Denken Sie, dass die Neusser Bürger Schützen Ihren Vorschlägen folgen werden?
Nickel: Wenn die Schützen merken, dass sich im Kern an unserem Schützenfest nichts ändern wird, dann werden sie es verstehen. Wir müssen unsere Chancen für Neuss nutzen.