Schulanmeldungen in Neuss Schulplatzvergabe: Elternwünsche und Möglichkeiten

Neuss · Weniger Kinder im Jahrgang und ein kirchliches Gymnasium, das an alte Popularität anknüpfen kann, sorgten beim Anmeldeverfahren für weiterführende Schulen dafür, dass sich die Zahlen der Abweisungen in Grenzen hielten. Ein Lagebild.

Das Quirinus-Gymnasium ist die kleinste Schule dieser Art und hat als einzige Einrichtung dieser Schulform noch Aufnahmekapazitäten frei.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin(MZ)

Das Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen ist seit Donnerstagabend formal abgeschlossen, emotional noch nicht überall. Denn bei einigen Stadtverordneten klingeln nun die Telefone. Am Apparat: Eltern von Kindern, die an ihrer Wunschschule abgewiesen worden sind. Ob er nicht noch etwas tun könne, fragte eine Mutter etwa den Schulausschussvorsitzenden Ralph-Erich Hildebrandt. Antwort: „Nein, leider nicht.“

Rund 1500 Kinder wechseln im Sommer von der Grundschule an eine weiterführende Schule in der Stadt. Damit ist der Jahrgang um 40 Kinder kleiner als der des Vorjahres. Nach Ansicht einiger Schulleiter ist damit schon ein wesentlicher Grund benannt, warum die Zahl der Zurückweisungen (und Enttäuschungen) mit etwas mehr als 50 Kindern eher klein geblieben ist.

Dabei hatte Schuldezernentin Ursula Platen mit Start des Verfahrens noch pessimistisch geklungen. Angesichts der Anmeldetermine, die die Eltern bei den Schulen online verabreden konnten, machte sie zunächst einen echten Run auf die Gymnasien aus. Aber am Ende passte es mehr oder weniger – und am Gymnasium Norf sogar haargenau. 180 Kinder nimmt das größte städtische Gymnasium an, 180 Anmeldungen hatte es. „Eine Punktlandung“, so Platen.

Zur Entspannung bei den städtischen Gymnasien hat nach Ansicht der Schulverwaltung auch beigetragen, dass das erzbischöfliche Mädchengymnasien Marienberg wieder populär ist. Im vorletzten Jahr musste man auf drei Eingangsklassen reduzieren, berichtet Schulleiter Norbert Keßler, nun erreiche das Marienberg „eine proppevolle Vierzügigkeit bei Klassenstärken um die 30.“ Keßler sieht damit auch die Anstrengungen seines Kollegiums belohnt, das etwa mit der Herbstakademie neue Formate zum Kennenlernen der Schule entwickelt hat.

Beim Marienberg, das als Gymnasium in kirchlicher Trägerschaft nicht an Anmeldetermine gebunden ist, ist noch täglich, so Keßler, „Bewegung im Spiel“. In den meisten städtischen Schulen war nach der ersten Anmelderunde schon der Deckel drauf. Zu den besonders populären Schulen zählte dabei die Gesamtschule Norf, die 174 Kinder aufnimmt, aber dem Vernehmen nach 192 Anmeldungen hatte.

Genau weiß das niemand, denn zur Politik der Stadtverwaltung gehört auch, die tatsächlichen Anmeldezahlen – also den ausgedrückten Elternwillen – nicht öffentlich zu machen. Auch die Schulleiter werden verdonnert, keine Zahl nach außen dringen zu lassen.

Verbreitet wird vielmehr, was die Schulleiter untereinander und mit der Stadtverwaltung in einem sogenannten Koordinierungsverfahren nach der ersten Anmelderunde vereinbart haben. Die Eltern der abgewiesenen Schüler erhielten danach Post mit dem Hinweis, wo ihr Kind noch Aufnahme finden kann.

Ein Grund für diese Praxis ist, dass Schulen, die im ersten Lauf nicht alle Klassen voll bekommen haben, als unattraktiv gelten könnten. Und ein schlechtes Image ist klebrig: „Einen bestimmten Ruf in bestimmten Schichten wird man so schnell nicht wieder los“, so ein Schulleiter vertraulich.

Im Ergebnis der ersten Runde blieben das Quirinus-Gymnasium, die Comenius-Gesamtschule und die Gesamtschule Nordstadt mit 90, 105 beziehungsweise 93 Anmeldungen unter ihren Möglichkeiten. Sie wurden mit Kindern aufgefüllt, die an ihren Wunschschulen nicht berücksichtigt werden konnten, und gehen nun im Sommer mit 112, 129 beziehungsweise 101 Fünftklässlern an den Start. Damit bestehe noch für die kleine Anzahl von Eltern, die die Anmeldung ihres Nachwuchses bislang „verschlafen“ haben, die Chance, ihr Kind in der gewünschten Schulform unterzubringen, sagt Platen. Lediglich die Rita-Süssmuth-Realschule ist mit 90 Kindern „dicht“. Der Umzug von Holzheim an die Gnadentaler Allee habe der einzigen Schule dieser Art gut getan, sagt auch Hildebrandt.

Sein Kind in der gewünschten Schulform – wenn auch nicht immer in der Wunschschule – unterzubringen, gelingt in diesem Jahr in allen Fällen, ohne dass, wie 2022 und 2024 erfolgt, am Gymnasium Norf mit Sondergenehmigung der Bezirksregierung eine weitere Klasse eingerichtet werden muss. „Der Elternwille zählt“, jubelte denn auch am Freitag die SPD in einer flugs verfassten Stellungnahme und klopft sich gleich selbst auf die Schulter: „Unsere Politik wirkt.“