Der 21. März ist der Internationale Tag für die Beseitigung rassistischer Diskriminierung. Rassismus ist alltäglich und hat viele Gesichter. Eine Initiative machte am Samstag auf dem Markt auf dieses Übel aufmerksam. In Zeiten eines zunehmenden Rechtsrucks scheint die Aufklärungsarbeit gegen Rassismus nötiger denn je. „Wir sind kein Verein, sondern ein loser Zusammenschluss von circa 20 Personen“, erfuhren die Passanten, die an dem Stand Halt machten. Rund die Hälfte dieser Menschen war jetzt im Herzen von Neuss vor Ort, um Aufklärungsarbeit zu leisten.
Einer davon: Charly Bertelmann. Der 67-Jährige erzählte von Ausgrenzungen von Menschen, die unter anderem dadurch deutlich wird, dass Passanten die Straßenseite wechseln. Die kleine Gruppe warb unter anderem für das Projekt „Werde Stammtischkämpfer*in“. Es geht dabei darum, dumpfen Stammtischparolen Fakten entgegenzusetzen. Rassismus im Alltag ist allgegenwärtig. Auf einem Flyer, der am Samstag verteilt wurde, stehen Beispiele wie diese: „Einem Schwarzen wird die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio verweigert, ein Bewerber mit ausländisch klingenden Nachnamen erhält keinen Wohnungsbesichtigungstermin, eine muslimische Bewerberin wird aufgrund ihres Kopftuchs für einen Arbeitsplatz abgelehnt.“ „Mit den AfDlern muss man reden, auch mit den Menschen, die sie wählen“, lautet das Credo der kleinen Gruppe.
Oft waren Gummibärchen für die Passanten ein Argument, um kurz anzuhalten. An die kleinen Tüten war ein Flyer mit Infos zum Thema angetackert worden. Dorothea Ehlert aus Neuss zog nach knapp einer Stunde eine Zwischenbilanz: „Wir haben über alles Mögliche gesprochen, kamen vom Hölzchen aufs Stöckchen. Schwer zu sagen, ob auch Gesprächspartner mit einem Hang zum Rassismus dabei waren.“ Für Claudia Viktor war es wichtig, den Ängsten, die die Rechten schüren, etwas entgegenzusetzen.
Und wie geht es weiter? „Wir werden in der Gruppe besprechen, was wir als Nächstes machen können“, sagte Peter Krüll. Er und die anderen gehören übrigens keinem Verein an, die Gruppe ist vielmehr ein loser Zusammenschluss Gleichgesinnter. „Jedes persönliche Engagement kann etwas verändern! Nutzen Sie die vielfältigen Möglichkeiten, gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung aktiv zu werden“, steht ganz unter auf dem Flyer. Gefördert wird die Arbeit durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat sowie die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.