Senioren bekommen Besuch von Ponny Laika

Therapeut Gregor Kryk bringt die verschiedensten Tiere mit ins Seniorenstift St. Josef.

Foto: lber

Grevenbroich. Gerda streichelt über das weiße weiche Fell eines Kaninchens. Ihren Nachnamen weiß sie nicht mehr, wie alt sie ist auch nicht. Aber sie lacht so vergnügt, als sei sie neu auf der Welt. Das liegt an einem neuen Programmpunkt, den das Seniorenstift St. Josef seit Januar anbietet: Tiertherapie mit Pony Laika, drei Hasen, drei Meerschweinchen, einer Katze und Hündin Bella. Nicht nur für die Bewohner ist das außergewöhnlich.

Im Seniorenstift habe man lange nach einem Tiertherapeuten gesucht, erzählt Sozialarbeiterin Silke Husemann. Dass nun regelmäßig Hufeklappern auf den Fluren zu hören sei, findet die Truppe großartig. „Das ist das Verrückteste, was wir hier bisher erlebt haben“, sagt die Sozialarbeiterin. Sie weiß: Bei den Bewohnern kommen diese Momente sehr gut an. „Ganz besonders ist das für die Bettlägerigen, denn wir gehen mit dem Pony auch in die Krankenzimmer“, erzählt Silke Husemann. Auch ein Esel soll künftig mit zur Therapie an die Dunantstraße kommen. Aber erst dann, wenn er „Aufzug fahren kann“.

Was der Kontakt mit den Tieren bewirkt, weiß Gregor Kryk. Der ausgebildete Altenpfleger hat sich in der Schweiz als Therapeut ausbilden lassen. „Ich wollte neue Wege gehen“, sagt Kryk. „Die Tiere wecken Erinnerungen und bereiten viel Freude — bei meinen Besuchen in Gustorf wird viel gelacht.“

Margarete Erhart erinnert sich an ihren eigenen Bauernhof in Gierath. „Wir hatten damals eine Kuh, Schweine, Hunde, Kaninchen und Katzen“, erzählt die 77-jährige Bewohnerin des Seniorenstifts. „Der Zirkus kommt ins Haus“, freut sich auch Lieselotte Sieberts, bei der die Kaninchen ganz andere Erinnerungen wecken: „Wir haben die Tiere früher gezüchtet, um sie zu essen“, berichtet die 85-Jährige. „Ich fand das damals immer ganz schrecklich, aber wir hatten einen Fleischmangel; das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.“

Für Gregor Kryk und das Team von St. Josef sind das wertvolle Stunden. „Die Tiere lösen Emotionen aus, das regt das Langzeitgedächtnis an“, sagt der Therapeut. Einige der Bewohner sind dement. „Wichtig ist, dass ich diese Gefühle mit den Bewohnern bespreche und aufarbeitete, es können schließlich schöne, aber auch schlechte Erinnerungen sein.“

Auch für die Sozialarbeiter sind das schöne Stunden, wenn Gregor Kryk mit seiner Menagerie auf Hausbesuch kommt. Silke Husemann erinnert sich eine ganz besondere Begegnung: „Eine Bewohnerin war stets sehr verschlossen. Dann haben wir ihr ein Meerschweinchen auf den Schoß gesetzt — und sie hat angefangen zu summen. Das war wirklich einzigartig.“ Gregor Kryk möchte weiter machen und plant, bald schon Ziegen, Schafe und ein sogar ein Schwein mit ins Gustorfer Altenheim zu bringen. Ob das immer funktioniere, könne er nicht versprechen. Die Tiere sollten Tiere bleiben dürfen.