Schule mit „Zweitabschluss“
Die Bezirksregierung hat entschieden: An der Realschule Halestraße wird künftig auch ein Hauptschulabschluss möglich sein.
Kaarst. Die Städtische Realschule Halestraße wird künftig auch den Hauptschulabschluss vergeben. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat der Schule die Genehmigung erteilt, einen zusätzlichen Bildungsgang ab Klasse 7 einzurichten, der zum Hauptschulabschluss führt. Damit hat die Behörde dem Grundsatzbeschluss, den der Kaarster Stadtrat in seiner Dezember-Sitzung gefasst hatte, stattgegeben. „Wir sind glücklich, diese Möglichkeit anbieten zu können“, sagt Schuldezernent Sebastian Semmler und ergänzt: „Wir erhoffen uns davon außerdem, dass die Nachfrage nach einem Platz an der Realschule steigt.“
Dass das Gegenteil eintreten würde, hatte Jürgen Bosse, Leiter der Realschule, zunächst befürchtet, als das Thema vor Monaten aufkam. Inzwischen ist der 60-Jährige deutlich entspannter. Mit 90 Anmeldungen für Klasse 5 im neuen Schuljahr „sind wir an der Obergrenze der Dreizügigkeit“, sagt er zufrieden. Aus der Elternschaft habe es schon Nachfragen gegeben, weil mancher einen Niveauverlust befürchtete, gibt Bosse zu. Doch konnte er die meisten Bedenken inzwischen zerstreuen: „Wir sind Realschule und bleiben Realschule“, sagt er mit Nachdruck, „wir machen lediglich ein Zusatzangebot.“ Und das solle vornehmlich für jene Mädchen und Jungen gelten, die nach der Erprobungsstufe (Klassen 5 und 6) an der Realschule das Klassenziel nicht erreichen und in die Schulform Hauptschule wechseln müssten.
Das können sie nun auch — sogar im gewohnten Klassenverband. Denn der Bildungsgang „Hauptschulabschluss“ ist ein inklusiver. Das bedeutet, die Lehrer differenzieren innerhalb der Klasse nach Leistungsstärke der Schüler. „In den Fächern Mathematik und Englisch werden wir eigene Kurse einrichten — alle anderen Fächer werden gemeinschaftlich mit den Realschülern unterrichtet“, erklärt Jürgen Bosse. Das kommt bei Eltern künftiger Fünftklässler offenbar gut an. „Viele finden es super, dass ihr Kind nicht zu einer anderen Schule wechseln müsste, wenn die Leistungen den Anforderungen der Realschule nicht entsprechen“, hat Bosse in zahlreichen Gesprächen erfahren. Nicht nur die Stigmatisierung als „Verlierer“ entfalle — die Mädchen und Jungen, die etwa durch ein Pubertätstief im Hauptschulzweig landen, haben noch bis zum Ende der neunten Klasse die Chance, wieder in die Laufbahn mit Ziel Realschulabschluss zurück zu wechseln. Mit zusätzlichem Lehrpersonal könnten die betroffenen Schulen nicht rechnen, wurde Bosse und seinen Kollegen seitens der Bezirksregierung signalisiert. Immerhin hat die Stadt vor, in die räumliche Ausstattung an der Halestraße zu investieren. So beraten die Mitglieder des Schulausschusses in ihrer Sitzung am Mittwoch, 18. Mai, über Finanzmittel für eine Renovierung der Fachräume für Hauswirtschaft und Technik. Denn allen Schülern soll als neues Fach „Arbeitslehre“ angeboten werden, das an Hauptschulen zum üblichen Fächerkanon gehört.