Seniorenbeirat wirbt für SOS-Dosen
500 der im Kühlschrank aufzubewahrenden Notfalldosen stehen beim heutigen Bürgerfrühshoppen zum Verkauf.
Kaarst. Ein Griff in den Kühlschrank kann künftig die Arbeit von Rettungskräften und Notärzten im Stadtgebiet erleichtern — wenn in dem Küchenmöbel eine Notfalldose steht. Zwar muss der Plastikbehälter nicht gekühlt werden, der Aufbewahrungsort ist aber mit Bedacht gewählt. „Einen Kühlschrank hat jeder — und falls nicht, kann die Dose natürlich auch im Schrank stehen“, sagt Josef Johnen vom Seniorenbeirat. Vor rund einem halben Jahr war er auf die Dose aufmerksam geworden. „Die Neusser Augustinus-Kliniken geben sie seither an ihre Patienten aus“, sagt er. Eine Idee, die er auf Kaarst übertragen will. „Ich war früher selbst als Rettungssanitäter tätig und weiß, wie schwierig es sein kann, im Notfall an wichtige Informationen zu kommen.“
Schlaganfall, Herzinfarkt, Unfall könnten jeden treffen. „Pro Jahr verzeichnen die Rettungsdienste rund 70 Notfallöffnungen in Kaarst, pro Tag bis zu vier Einsätze — Tendenz steigend“, sagt Johnen. Ärzte und Sanitäter seien im Fall eines Unglücks auf wichtige Informationen, wie beispielsweise Vorerkrankungen oder Medikamentenunverträglichkeiten, angewiesen. „Manchmal sind aber keine Angehörigen oder Nachbarn da, die Auskunft geben können, manchmal stehen sie auch unter Schock“, weiß Johnen.
Zudem sei der Patient selbst oft nicht in der Lage, präzise Angaben zu machen. Medizinische Dokumente, wie Arztbriefe oder Impfpässe, ließen sich in Stress und Eile auch nicht immer finden. Im Inneren der Notfalldose befindet sich deshalb ein Übersichtspapier, auf dem die wichtigsten Informationen zur Krankengeschichte vermerkt werden können.
Ebenso ist Platz für die Kontaktdaten von Verwandten, die im Ernstfall benachrichtigt werden sollen. „Es passen auch zwei oder mehr Infoblätter in die Notfalldose hinein“, erläutert Johnen.
Zwei kleine, grüne Aufkleber signalisieren den Nothelfern, dass eine Dose im Haushalt vorhanden ist. „Einer wird auf die Innenseite der Wohnungstür geklebt, der andere von außen auf den Kühlschrank oder eben den anderen Ort, an dem die Dose aufbewahrt wird“, erklärt Johnen. Auch für junge Menschen mit Handicap oder Leute mit chronischen Krankheiten wie etwa Diabetes, sei die Dose sinnvoll.
Mit der Raiffeisenbank Kaarst hat der Seniorenbeirat auch einen Spender für die Anschaffung der ersten 1000 Dosen gefunden. Drei Euro kosten sie pro Stück. „Wenn wir einen Überschuss erwirtschaften, fließt der in unsere Seniorenarbeit, etwa in Rollator-Kurse oder E-Bike-Training“, erklärt Johnen. Der Seniorenbeirat wird die Notfalldosen heute an seinem Stand beim Bürgerfrühschoppen, von 11 bis 14 Uhr, im Albert-Einstein-Forum vorstellen. „500 Dosen haben wir zum direkten Verkauf dabei“, sagt Johnen.
Später sind sie bei den Seniorenbeiräten erhältlich. „Und ich bin sicher, dass wir im Laufe des Jahres noch weitere Dosen nachbestellen können, weil die Nachfrage hoch sein wird. Wir haben schon jetzt einige verkauft. Allerdings brauchen wir dann noch einen Geldgeber“, so Johnen.