Sorgentelefon für die Jugend: Hilfe durch den Hörer
Beim Kinder- und Jugendtelefon gehen in Neuss jährlich 9000 Anrufe ein.
Neuss. „Kinder- und Jugendtelefon, hallo?“ Ein Gespräch, das mit diesen wenigen Worten beginnt, kann für viele junge Menschen zum Ausweg aus großen Problemen werden. Denn so melden sich die Berater des Sorgentelefons, das der Verein „Nummer gegen Kummer“ seit nunmehr 30 Jahren anbietet.
Auch der Kinderschutzbund in Neuss ist an dem Hilfsangebot beteiligt. Momentan gibt es 21 aktive Berater, die regelmäßig einen dreistündigen, ehrenamtlichen Dienst leisten. Seit Januar bilden die Neusser gemeinsam mit der Düsseldorfer Ortsgruppe des Kinderschutzbundes auch neue Helfer aus. Im Schnitt gehen jährlich rund 9000 Anrufe in der Neusser Abteilung ein. Aus 2167 davon entwickelten sich im vergangenen Jahr ernsthafte Beratungsgespräche. Sie bleiben aber anonym.
„Hauptaufgabe unserer Helfer ist es, zuzuhören“, sagt Simone Dutine, die das Angebot in Neuss seit zwei Jahren koordiniert. Langsam tasten sich die Erwachsenen an ihre jungen Gesprächspartner heran, um Vertrauen aufzubauen. Die Gespräche können kurz sein, manchmal aber auch anderthalb Stunden dauern.
Das ist keine leichte Aufgabe. Neben der hauptsächlichen Hilfe bei Liebeskummer und in Fragen zu Sexualität geht es auch um Fälle von Drogensucht, psychischen Erkrankungen, Missbrauch, Mobbing und Verwahrlosung. Letzteres komme immer häufiger vor. „Es rufen sehr oft ganz junge Kinder, zehn oder elf Jahre alt, an. Sie sind abends immer noch allein und müssen teilweise auf ihre Geschwister aufpassen. Sie brauchen dann manchmal nur jemanden, der mit ihnen spricht“, sagt Dutine.
Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Auch auf Anschriften und Nummern von Hilfsorganisationen in allen deutschen Städten haben die Telefonberater direkten Zugriff.
Die Helfer brauchen manchmal selbst seelische Unterstützung. Problematisch sind nicht nur die Gesprächsthemen. Es entsteht Frust durch Scherzanrufe, die oft sogar beleidigend sind. Auch, dass nach einem Gespräch der Kontakt sofort abreißt, hinterlässt Spuren. „Die Berater wissen nicht, was aus den Problemfällen wird“, sagt Dutine. Deshalb findet alle sechs Wochen eine Supervision statt, bei der sich die Ehrenamtler über schwierige Fälle austauschen können.