Stadt muss die Schulfrage lösen

Wie und wo werden nach dem Wegfall der Sekundarschulen die Fünftklässler unterrichtet? Ein neuer Plan muss her.

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Neuss. Die Stadt muss ihren Schulentwicklungsplan überarbeiten. Dazu soll jetzt eine interfraktionelle Arbeitsgruppe eingerichtet werden. Der Schulausschuss wird in seiner Sitzung am 17. Mai über deren Zusammensetzung beraten. Die Verwaltung schlägt vor, dass jede Fraktion einen Vertreter in die Arbeitsgruppe entsendet, hinzu kommen die Vorsitzende des Schulausschusses Gisela Hohlmann (SPD) und deren Stellvertreterin Stephanie Wellens (CDU). Ebenfalls vertreten: Schuldezernentin Christiane Zangs, Mitglieder des Schulverwaltungsamts sowie Sprecher der weiterführenden Schulformen. Klar ist: Es wird eine große Aufgabe, die gestemmt werden muss.

Erforderlich wird diese durch zwei Entscheidungen, die die bisherige Schulentwicklungsplanung in weiten Teilen als überholt erscheinen lassen. Zunächst setzten die Eltern von Kindern und Jugendlichen, die die Comenius-Schule besuchen, durch, dass diese zum neuen Schuljahr von einer Sekundar- in eine Gesamtschule umgewandelt wird. Und dann zog die Bezirksregierung Düsseldorf wegen zu geringer Anmeldezahlen an der Sekundarschule Neuss die Reißleine. Neue Eingangsklassen werden dort nicht mehr gebildet, die Schule wird aufgelöst und läuft 2023 aus.

Der Neusser Schullandschaft bricht damit eine Schulform weg; bei den Eltern war diese allerdings — das belegen die Anmeldezahlen — ohnehin nicht sonderlich beliebt. Jetzt muss die Zukunft ohne Sekundarschule geplant werden. Ralph-Erich Hildebrandt, schulpolitischer Sprecher der SPD, fasst den neuen Status quo mit Blick auf die fünften Klassen zusammen. „Wir haben künftig im Grunde ein Zwei-Säulen-Modell plus die Realschule Holzheim.“ Nur war das im bisherigen Schulentwicklungsplan eben so nicht vorgesehen. Hildebrandt geht davon aus, dass Neuss ab dem Schuljahr 2019 vermutlich vier weitere Gesamtschul- und einen Gymnasialzug braucht.

Ganz bei Null fangen Politik und Verwaltung zwar in der Arbeitsgruppe nicht an. Die CDU-Schulpolitikerin Stephanie Wellens betont jedoch, dass durchaus eine Mammutaufgabe warte. „Der Schulentwicklungsplan muss im Grunde komplett neu gedacht werden“, sagt sie. Eine zentrale Frage: Wie soll die Zügigkeit an den Schulen in Zukunft aussehen, wo sind überhaupt noch Erhöhungen möglich? „Wir brauchen eine Übersicht über das Raumangebot — und wir müssen einen genauen Blick in die Stadtteile werfen, um zu sehen, wo vermutlich welche Nachfrage entstehen wird“, sagt Wellens. Grundsätzlich sei davon auszugehen, dass „an vielen Schulen die Klassenräume knapp werden könnten“.

Auch wie das Gebäude der Sekundarschule Neuss an der Gnadentaler Allee künftig genutzt werden kann, spielt in die Überlegungen hinein. Ein Plan sieht vor, dass dort die Oberstufe der Comenius-Schule untergebracht werden könnte. Diese und weitere Ideen sollen in der interfraktionellen Arbeitsgruppe zur Schulentwicklung bedacht werden.

Für Henny Rönneper, Sprecherin der Grünen in schulpolitischen Fragen, ist es wichtig, bei der Problemlösung möglichst ohne große Neubauten auszukommen. „Unser vorrangiges Ziel muss sein, die bestehenden Strukturen mit einem vernünftigen Konzept zu nutzen“, sagt sie. „Dazu müssen zunächst einmal die vorhandenen Kapazitäten geklärt werden. Und wir müssen natürlich bereits geplante Baumaßnahmen einbeziehen.“