Stadtarchiv will seine digitale Präsenz nachhaltig verbessern

Sven Woelke, neuer Leiter des Stadtarchivs, hat sich die Digitalisierung der Dokumente und Daten auf die Fahnen geschrieben.

Stadtarchiv will seine digitale Präsenz nachhaltig verbessern
Foto: Anja Tinter

Kaarst. Das Jahr 2018 hat es in sich: Dann feiert Kaarst seine erste urkundliche Erwähnung als „Karlesforst“ 800 Jahre zuvor. Zum selben Zeitpunkt kann Büttgen bereits auf eine 1225-jährige Überlieferung verweisen. Daneben nehmen sich 40 Jahre Stadtarchiv recht bescheiden aus. „Ich habe das Datum im Blick“, versichert Sven Woelke. Er hat zum Jahresbeginn die Leitung des Stadtarchivs von Peter Brinkmann übernommen, der nach fast 30 Jahren in den Ruhestand verabschiedet worden war.

„Ich konnte ein gut aufgestelltes Haus übernehmen“, lobt „der Neue“, der zur Zeit noch alle Hände damit zu tun hat, sich eine vollständige Übersicht zu verschaffen. Parallel treibt er die Digitalisierung des Archivs voran. So muss der gesamte Bestand in eine Datenbank eingepflegt werden, die die lange Zeit gebräuchlichen sogenannten Findbücher ersetzen soll. Diese geben Archivaren und anderen Nutzern Hinweise zum Standort einer bestimmten Akte oder Urkunde. „Der nächste Schritt wäre dann, diese Datenbank auch im Internet zu erschließen“, kündigt Woelke an — ganz im Sinne der Benutzerfreundlichkeit.

Denn Woelke will weitere Nutzerkreise ins Haus holen, Interesse etwa bei Schülern und Studenten wecken. „Und die erwarten, dass sie bestimmte Vorinformationen bereits vorher im Netz recherchieren können“, sagt der 38-Jährige.

Mit dem gebürtigen Düsseldorfer, der in Bonn Geschichte, Politik und Staatsrecht studierte, ist das Stadtarchiv Kaarst nun komplett in rechtsrheinischer Hand, wie der Fortuna-Fan lachend mit Hinweis auf die Herkunft seiner drei Mitarbeiter sagt. Nach Stationen im Parlamentsarchiv des sächsischen Landtages und im Landeshauptarchiv Koblenz war der Diplom-Archivar zuletzt Mitglied des Steuerungsgremiums, das die Zusammenlegung des auf sechs Standorte verteilten Landesarchivs NRW im Duisburger Neubau koordinierte. Was macht nach einer solchen Aufgabe den Reiz von Kaarst für ihn aus? „Kleinere und mittelgroße kommunale Archive bieten die komplette bunte Palette aller archivischen Aufgaben“, sagt Woelke, der Kaarst von Besuchen kannte. Dass die Überlieferung in Kaarst sich hauptsächlich auf das 19. und 20. Jahrhundert konzentriert, deckt sich mit seinen historischen Interessen.

Aufbewahren, Erhalten und Erschließen — im Zuge eines Gemeinschaftsprojektes mit den anderen Archiven im Rhein-Kreis Neuss werden auch im Stadtarchiv Kaarst derzeit die Zivil- und Personenstandsregister — also Geburts-, Heirats- und Sterberegister — für die Schutz-Digitalisierung vorbereitet. Diese Verzeichnisse werden besonders von Familienforschern nachgefragt. Die sind Sven Woelke, der selbst Ahnenforschung betreibt, ebenso willkommen wie die verschiedenen Arbeitsgruppen, die sich teilweise regelmäßig im Stadtarchiv treffen.

Doch es gilt nicht allein, vergilbte Urkunden zu bewahren. Der neue Stadtarchivar muss sich künftig mit einer ganz anderen Form von Datenträgern und deren Archivierung auseinandersetzen: „In der Stadtverwaltung wird heute bereits vielfach mit elektronischen Unterlagen gearbeitet“, erklärt Woelke. Auch diese müssen für die Nachwelt erhalten werden. Woelke: „Eine spannende Aufgabe.“