Stadtgeschichte soll Erlebnis werden

Beleuchtung, einheitliche Beschilderung, Rekonstruktion: Mit einem neuen Konzept soll das alte Gemäuer in seinem Gesamtverlauf dargestellt werden.

Neuss. Nein, Neuss mauert sich nicht wieder ein. Aber mit dem Konzept zur, wie es offiziell heißt „Erlebbarmachung der mittelalterlichen Stadtmauer im Stadtbild“ sollen nicht nur vorhandene „Reste“ neu betont, sondern Mauerteile auch rekonstriert beziehungsweise der historische Mauerverlauf nachgezeichnet werden. Und weil es in Neuss danach noch mehr zu gucken und zu entdecken gibt, will die Stadt auch einen „Rundwanderweg“ anlegen, der zum Teil außer- und zum Teil innerhalb des mittelalterlichen Mauerringes führt. „Das kann sich sehen lassen“, kommentiert Sascha Karbowiak (SPD) das nun vorgestellte Maßnahmenpaket.

Seine Fraktion hatte im vergangenen Herbst mobil gemacht und einen „Masterplan Stadtmauer“ eingefordert. Eine Idee, für die sie keine Urheberrechte geltend machen kann, da auch die Koalition von CDU und Grünen die Verwaltung in die Pflicht nahm, die historischen Kulturgüter im öffentlichen Raum neu wertzuschätzen und besser zu präsentieren. Erforschung, Erhaltung und Präsentation der Neusser Stadtmauer seien „seit Jahren ein zentrales Thema der städtischen Denkmalpflege, Bodendenkmalpflege und Stadtgestaltung“, konterte Planungsamtsleiter Christian Unbehaun prompt, musste aber Ende Januar im Planungsausschuss zugeben: „Eine zusammenhängende Dokumentation oder Konzepte für den baulichen und stadtgestalterischen Umgang mit der Stadtmauer als Ganzes stehen noch aus.“ Der Rahmen für ein solches Konzept liegt nun vor — allerdings noch ohne Kostenschätzung.

Zentral sind Freilegung und Renovierung der Originalmauern. Am Hamtorplatz und entlang des Wierstraetweges sowie am Romaneum wurde damit schon begonnen, mit dem Sanierungskonzept „östlicher Innenstadtrand“ werden diese Anstrengungen intensiviert. Dieses Paket sieht einen Stadtmauerweg, die Sanierung der Stützwand an der Batteriestraße und die Rekonstruktion der Stadtmauer an der „Rampe“ von Batteriestraße zum Glockhammer hinauf vor. Der Mauerabschnitt Am Burggraben kommt hinzu. Er wurde jüngst von Grünbewuchs befreit und bedarf — so der Befund — einer echten Sanierung.

Vielerorts ist die Mauer nicht mehr vorhanden, doch kann ihr Verlauf — vor allem zwischen Neustraße und Obertor — nachgezeichnet werden. Die Frage des „Wie“ könnte Gegenstand eines Wettbewerbs sein. Der Fußweg rund um den mittelalterlichen Stadtkern wird auch noch reichlich Detailarbeit erfordern, denn der Mauerverlauf ist teilweise verbaut. Ein Beleuchtungskonzept, die Betonung der alten Stadteingänge und einheitliche Erläuterungstafeln sollen das Konzept abrunden.