Stadtwerke vor Millionen-Deal
Die SWN könnten bis zu 46 Millionen in die Thüga investieren — ein Netzwerk kleiner Versorger.
Neuss. Die Summe klingt gewaltig, und sie löste im Aufsichtsrat der Stadtwerke Neuss (SWN) auch lebhafte Diskussionen aus. Bis zu 46 Millionen Euro wären die Stadtwerke bereit, in die Thüga AG zu investieren. Der SWN-Aufsichtsrat hat dies mit Mehrheit genehmigt, auch der Stadtrat hat dem in nicht-öffentlicher Sitzung zugestimmt. Die Stadtwerke bestätigten ihr Interesse an dem Investment, wollten die genannte Summe als Obergrenze aber nicht kommentieren. Bei der Thüga handelt es sich um ein Netzwerk kommunaler Energie- und Wasserdienstleister. In dem riesigen Zusammenschluss von Stadtwerken bundesweit wurden im vergangenen Jahr mehr als 21 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet.
Über verschiedene Töchter sind die Neusser an der Thüga bereits mit insgesamt etwa 13 Millionen Euro beteiligt. Zuletzt sicherten sich die „SWN Energie und Wasser“ Ende 2013 Anteile einer Hybridanleihe in Höhe von 9,3 Millionen Euro. Umgekehrt hat sich die Thüga einen Anteil an den „SWN Energie und Wasser“ gesichert und redet dort auch im Aufsichtsrat mit. Diese Partnerschaft soll nun vertieft werden. „Die Strategien sind deckungsgleich: Grüne Energieversorgung und eine dezentrale Ausrichtung“, sagt Stephan Lommetz, Geschäftsführer der SWN, der auch Aufsichtsratschef der Thüga-Tochter für Erneuerbare Energien ist. Die Millionen-Beteiligung der SWN ist bemerkenswert, weil sie in eine Zeit fällt, in der eine Reihe von Stadtwerken erhebliche Probleme mit Beteiligungen an konventionellen Kohlekraftwerken bekommen, die sich als Millionen-Gräber erweisen. Die SWN aber hielten sich aus solch heiklen Kraftwerksbeteiligungen heraus. „Wir waren risikoavers und haben uns für den anderen Weg entschieden“, so Lommetz. Dass die SWN aber tatsächlich Thüga-Anteile in Höhe von 46 Millionen Euro übernehmen können, ist unwahrscheinlich.
Bei dem Paket handelt es sich nämlich um Anteile, die die Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (EVV) verkaufen will. Alle bisherigen Anteilseigner der Thüga (mehr als 50 Stadtwerke) können zugreifen — und viele werden es wohl tun. Damit würde der Anteil, der auf die SWN entfiele, deutlich geringer werden. Experten gehen aber davon aus, dass die Neusser für mindestens 1,2 Millionen Euro zum Zug kommen werden. „Wir haben alle Grundsatzentscheidungen dazu gefällt“, sagt Lommetz. „Jetzt müssen wir auf die anderen Stadträte warten.“ Erst wenn alle befragten kommunalen Parlamente ihre Erlaubnis erteilt — oder verweigert — haben, ist klar, wie groß das Stück vom Thüga-Kuchen wird. In Neuss stößt die Beteiligung auch deshalb auf große Zustimmung, weil einerseits die Renditen sehr ordentlich sind. Und zum anderen ist die Thüga spezialisiert auf regenerative Energien wie Windkraft.