Stiftung Insel Hombroich: Feldhaus verschenkt 5000 Werke
Die ehemalige Leiterin des Clemens-Sels-Museums übergibt der Stadt 5000 Einzelobjekte für das neue Gebäude auf dem Kirkeby-Feld. Am Freitag ist Richtfest.
Neuss. Irmgard Feldhaus hat ein Leben lang vom elterlichen Haus aus auf das städtische Museum am Obertor geschaut, dem sie den Namen des großen Mäzens Clemens Sels geben sollte. Nun schenkt sie 5000 Blätter populärer Druckgrafik des 18. bis 20. Jahrhunderts der Stadt und erhält beinahe als Gegengabe einen Neubau der Stiftung Insel Hombroich. Zur Präsentation der Sammlung errichtet die Stiftung auf dem so genannten Kirkeby-Feld ein Gebäude nach Entwürfen des dänischen Künstlers und Architekten Per Kirkeby. Am Freitag ist Richtfest mit der Legung des Grundsteins.
"Der Freundschaft edle Harmonie entschwindet aus unserem Herzen nie", ist auf derlei Drucken und Holzschnitten zu lesen. Es sind "Bilder für jedermann", schön, bunt und klar in den Umriss-Linien. Feldhaus zeigte derlei volkstümliche Blätter erstmals 1954 in "ihrem" Museum, kaufte sie aber vor allem für sich selbst auf den verschiedensten Trödelmärkten. Diese Ware war unter Kunsthistorikern kaum geachtet und dementsprechend billig. Religiöse Motive waren darunter, Benefizbilder zum "Besten der katholischen Kirche", Motive wie Heilige oder Schutzengel, Phantastisches aus Legende und Volksglauben. Den ersten "Bunten Bilderbogen" der "Gesellschaft für Buchdruckerei" in Neuss mit dem "Knaben im Grünen" oder dem "Tanz im Freien", mit Blumenfrauen und Winzern, Krippenbildern oder dem Prinzen von Preußen hatte sie selbst koloriert. Die schematisierenden Darstellungen gefielen ihr.
Nun sollen sie auch anderen Menschen gefallen. Diese Holzschnitte, Kupferstiche, Lithos und Objekte gehen an die Stadt Neuss und von dort in die neue Dependance des Clemens-Sels-Museums auf der Kulturinsel. Der Neubau hat noch keinen Namen, aber Willi Petzold, Geschäftsführer der Museumsstiftung, nennt das Feldhaus-Museum zumindest als Arbeitstitel. Über den Literatur- und Kunstsammler Volker Kahmen sei man auf die populäre Sammlung aufmerksam geworden.
Wie Irmgard Feldhaus so schnell und wider alle Erwartungen zu einem eigenen Museum kommt? Petzold hat dafür eine praktische Erklärung. Der Bau war ursprünglich für ein Archiv neuer Medien vorgesehen. Der WDR war im Gespräch, winkte aber ab, weil er sein Archiv in Köln braucht. Nun baut die "Insel" das Haus und vermietet es für einen symbolischen Betrag an das Clemens-Sels-Museum, das damit in Hombroich vertreten ist. Es sei auch daran gedacht, so Petzold, dass Feldhaus ihr Archiv einbringt.
Irmgard Feldhaus ist nicht nur bodenständig, sondern auch unabhängig. Weil die Familie nichts von den Nazis hielt, landete sie nach dem Krieg bei den Engländern, als die Kunst aus den Depots geholt und an die Museen zurückgegeben wurde. Nach diesem "Schnellkurs in Museums-Kunde" kümmerte sie sich um die "Reste des Städtischen Museums Neuss", wie sie erzählt. "Ich wurde für 200 Mark im Monat angestellt, aber war König im Dorf." Als sich 1950 das Quirinus-Jubiläum jährte, eröffnete sie das Museum und sorgte bis 1985 für ein rheinisches Profil, für rheinische Expressionisten, französische Nabis, niederländische, französische und belgische Symbolisten. Stolz nennt sie heute Namen von Johan Thorn Prikker, Jan Toorop, Maurice Denis und James Ensor, Edouard Vuillard, Pierre Bonnard und den englischen Präraffaeliten. "Ich hätte nicht den x-ten Jawlensky gekauft", sagt sie mit Blick auf die Kollegen.
Als in den 50er Jahren Hauswedell in Hamburg 100 Zeichnungen von Wilhelm Schirmer versteigerte, interessierte sie sich für zwei Neusser Motive, das Obertor und das längst abgerissene Zoll-Tor, fügt aber hinzu: "Die 98 anderen Zeichnungen holte ich gleichfalls ins Haus." Schirmer gilt als wichtigster Vertreter der Düsseldorfer Malerschule. Ein anderer Schwerpunkt wurde die große Naiven-Sammlung.