Streit führt zu Massenschlägerei
Mitglieder von zwei Großfamilien gingen in Weckhoven aufeinander los. Die Polizei setzte mehrere Streifenwagen ein.
Weckhoven. Beschimpfungen und Beleidigungen gehörten fast zum Alltag schlecht-nachbarlicher Beziehungen zwischen zwei Großfamilien, die in Weckhoven nah beieinander leben. Monatelang schaukelte sich der Streit auf, am Mittwochabend entlud er sich in einer Massenschlägerei, die auf der Jochen-Klepper-Straße und damit in aller Öffentlichkeit ausgefochten wurde. Am Ende gab es zwei Leichtverletzte, ein Tatbeteiligter wurde in Gewahrsam genommen. Die Kriminalpolizei ermittelt nun wegen Körperverletzungen.
Für Arno Jansen (SPD) zeigt dieser Fall einmal mehr, wie wichtig Streetworker als feste Ansprechpartner wären. Bis 2011 gab es diese, und sie hätten mit ihren „Antennen“ nach Jansens Überzeugung sicher früh wahrgenommen, dass sich da in Weckhoven-West etwas zusammenbraut. Dann allerdings wurden die Streetworker von der Sozialverwaltung aus den Quartieren herausgelöst und in eine schnelle Eingreiftruppe umgewandelt, die krisenbezogen interveniert. Die Anbindung an die Menschen im Viertel gehe verloren, sagt Jansen.
Seine Kritik an der unbefriedigenden Situation wird auch von der Stadtteilkonferenz um Pfarrer Dirk Thamm geteilt, die am kommenden Mittwoch eine Sondersitzung anberaumt hat. Auf der steht — als hätte man es geahnt — nur ein Punkt: die Streetwork-Arbeit im Ort. Vorher aber will Jansen das Thema noch einmal beim neuen Sozialdezernenten Ralf Hörsken platzieren.
Schon vor fast zwei Jahren gab es Grund, diese Frage zu diskutieren. Anlass war eine blutige Auseinandersetzung, bei der im September 2014 zwei größere Gruppen auf einem Garagenhof aufeinander losgegangen waren. Damals wurde sogar geschossen. Am Ende gab es vier Verletzte. Sieben Männer im Alter zwischen 19 und 42 Jahren, die zum Teil miteinander verwandt waren, wurden festgenommen. Ursache des Krawalls: privater Streit.
Fritz Weisbrod, Anwohner
Obwohl die Fälle ähnlich gelagert scheinen, sieht die Polizei nach ihren bisherigen Erkenntnissen keinen Zusammenhang zwischen beiden Taten. Auch mit Bandenwesen hat der jüngste Vorfall nichts zu tun. „Bei dem Streit ging es nur um persönliche Sachen“, sagt Polizeisprecherin Daniela Dässel.
Für Fritz Weisbrod und seine Frau reichte das aber schon aus. „Da sind richtig die Fetzen geflogen“, berichtet Weisbrod, der von seinem Balkon aus auch beobachten konnte, wie nach und nach Verstärkung für die streitenden Parteien eintrudelte. „Wir haben uns gar nicht mehr nach draußen getraut.“
Von dem Kampfgetümmel aufgeschreckt, hatten etliche Anwohner gegen 21.30 Uhr telefonisch die Polizei alarmiert. Die setzte mehrere Streifenwagen in Marsch. Als die eintrafen, sei die Stimmung vor Ort sehr gereizt gewesen. Wie viele Familienmitglieder die jeweiligen Parteien aufgeboten hatten, lässt der Polizeibericht offen. Dässel bestätigt aber, dass die Polizei lange vor Ort war, „weil immer noch Leute hinzugekommen sind.“ Der Einsatz war laut Lagebericht erst um 1.30 Uhr beendet.