SV Rosellen ist neuer Kreishallenmeister
Der Landesligist siegte im Finale klar mit 4:1 gegen den Vorjahressieger SV Hemmerden. Für die Rosellenerinnen ist es der erste Hallen-Titel.
Gustorf. Die vielleicht ausgeglichensten Kreishallenmeisterschaften in der jüngeren Geschichte des Frauenfußballs im Rhein-Kreis haben einen überraschenden Sieger gefunden: Landesligist SV Rosellen setzte sich im Endspiel mit 4:1 gegen den Titelverteidiger, Ligarivalen und naturgegebenen Favoriten SV Hemmerden durch. Ihre Gefühle konnte Trainerin Danuta Karas danach kaum in Worte fassen: „Es ist das erste Mal, dass unser Verein hier gewinnt, und wir sind total glücklich. Ich habe höchsten Respekt vor meiner Mannschaft, denn wir waren hier eigentlich schon ausgeschieden.“ Noch deutlicher wurde Co-Trainer Hans-Georg Solf: „Wir waren klinisch tot.“ Gemeint war damit freilich nicht das völlig überlegen geführte Endspiel gegen Hemmerden, sondern das Halbfinale gegen Weißenberg, den dritten Landesligisten im Bunde. Dort lag der SV im Neunmeterschießen bereits mit 0:3 zurück.
Auch das Endspiel begann wenig verheißungsvoll, als Julia Schenck Hemmerden nach nur zwei Minuten in Führung schoss. Es folgte allerdings eine wahre Kraftdemonstration. Der Titelverteidiger fand in der Folge offensiv kaum noch statt, Rosellen spielte sich in einen Rausch, was Selina Görres nach mustergültiger Vorlage von Annika Becker, Torschützenkönigin Sueda Akkus und Jennifer Menningen zu einem Dreifachschlag bis zum Seitenwechsel nutzten. Und spätestens als Sabine Sterzik kurz nach Wiederbeginn ein Eigentor nach starkem Einsatz von Görres unterlief, war das Spiel gelaufen. Überragende Spielerin auch ohne Torerfolg: Die nicht vom Ball zu trennende Judith Solf.
Hemmerdens Trainer Richard Dolan erkannte die Rosellener Überlegenheit neidlos an: „Es gibt überhaupt nichts daran zu deuteln, dass die beste Mannschaft gewonnen hat. Das war hochverdient.“ Niedergeschlagen war er trotzdem, hielt sein Team nach der frühen Führung doch alle Trümpfe in der Hand: „Natürlich ist die Enttäuschung gerade nach diesem Spielverlauf groß. Man merkt, dass wir mitten im Umbruch stecken. Uns fehlt in solchen Situationen einfach noch die Erfahrung, um es nach der Führung cleverer zu spielen.“
Der Absteiger aus der Niederrheinliga tat sich bereits in der Vorrunde schwer, als dem lockeren 4:1-Auftaktsieg gegen Vorjahresfinalist BV Wevelinghoven nur noch zwei Remis gegen Weißenberg (2:2) und FC Straberg (1:1) folgten. Eine klare Sache war hingegen der 2:0-Halbfinalsieg gegen die SG Kaarst, als Sterzik per Distanzschuss und Mareike Esser nach einem Alleingang für Hemmerden zuschlugen.
Danuta Karas, Trainerin des SV Rosellen
Hemmerden konterte so die starke Anfangsphase des mutigen Bezirksligisten. Für Kaarst ließen Katharina Peifers und Jacqueline Heinze zuvor zwei Riesenchancen ungenutzt.
Rosellen überlebte den Halbfinal-Krimi gegen Weißenberg (2:2 nach regulärer Spielzeit) zuvor nur mit einer großen Portion Glück und viel Nervenstärke. Nachdem die SVG im Neunmeterschießen mit 3:0 führte, hielt Torfrau Julia Lauda gleich zweimal, auch beim entscheidenden Schuss wenig später parierte sie gegen die Weißenberger Torhüterin Janine Nipkow, so dass Selina Görres mit dem 20. Neunmeter zum 12:11-Endstand traf.
Zuvor hatte Weißenberg einen frühen 0:2-Rückstand ausgeglichen. Trainer Guido Brenner ärgerte sich danach: „Das tut weh. Wir sind so stark zurückgekommen und standen eigentlich schon so gut wie im Finale.“
Bleibt festzuhalten, dass es eine klare Nummer eins im Frauenfußball des Kreises nicht mehr gibt. „Wir waren nicht der Favorit, auch wenn es alle gesagt haben. Wir sind nicht so vermessen, zu sagen, dass wir die Hallenmeisterschaften in den nächsten 15 Jahren im Vorbeigehen gewinnen“, meint Hemmerdens Richard Dolan. Eine positive Entwicklung, wie er findet: „Im Kreis 5 hat sich eine richtig, richtig tolle Szene entwickelt. Es tut sich in vielen Vereinen viel Positives.“ Dem pflichtet der einmal mehr rundum zufriedene Kreisvorsitzende Hermann-Josef Koch bei: „Das Turnier war ausgeglichen wie nie und an Spannung kaum zu überbieten.“