Telemedizin - Der schnelle Draht zum Krankenhaus

Software übermittelt die direkte Übertragung von EKG-Patientendaten in die Klinik.

Neuss. Professor Michael Haude, Chefarzt am Lukaskrankenhaus, sieht in der telemedizinischen EKG-Übertragung eine Chance, Infarktpatienten besser zu versorgen. Die dreijährige Testphase hat ergeben, dass Notfallpatienten durch die Software bessere Überlebenschancen haben.

Der Rettungswagen ist schon mit einem EKG-Gerät ausgestattet, dessen Messdaten werden aus dem Fahrzeug direkt ins Krankenhaus übertragen. Dort können im Bedarfsfall schnell die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet werden. Die Kardiologen können bereits erkennen, ob ein Katheter gelegt werden muss.

Wichtig sei, so Haude, dass vom ersten ärztlichen Kontakt bis zur Legung eines Katheters nicht mehr als zwei Stunden vergehen. Bei 73 Prozent der Fälle sei das im vergangenen Jahr auch geschafft worden.

Anhand der Statistiken könnte man ablesen, dass die EKG-Abnahme im Krankenwagen und deren Daten-Übermittlung die Rettungskräfte durchschnittlich nur drei Minuten mehr gekostet habe. "Dagegen können die Ärzte durch die bessere Vorbereitung bis zu 25 Minuten früher mit einem Eingriff beginnen", sagt Haude.

Im Rhein-Kreis Neuss wurden neben dem Lukaskrankenhaus 14 Rettungswagen, drei der fünf niedergelassenen Kardiologen sowie das Etienne und die Krankenhäuser in Dormagen, Grevenbroich und Lank mit der Telemedizintechnik ausgestattet.

Bei einem akuten Herzinfarkt ist rasches Handeln wichtig. Der Notarzt muss schnell alarmiert werden, betonte Haude. 2007 habe es durchschnittlich 251 Minuten gedauert, bis eine Person mit Verdacht auf Infarkt einen Arzt kontaktiert habe. 2009 sei die Kontaktaufnahme bereits im Schnitt nach 88 Minuten erfolgt.

Im Rhein-Kreis Neuss hat sich die Zahl derjenigen Notfallpatienten, die nach einem Infarkt das Krankenhaus lebend erreicht haben, im vorigen Jahr um 23 Prozent auf 305 Fälle erhöht. Das führt der Mediziner auf die gute Vernetzung und Aufklärung zurück. Anzeichen für einen Herzinfarkt - wie starke Brustschmerzen, Übelkeit oder Atemnot - würden immer ernster genommen.

Die telemedizinische EKG-Übertragung wird im Rhein-Kreis Neuss auch nach dem Ende der Testphase durch die Unterstützung der Erwin-Niehaus-Stiftung in Düsseldorf weitergeführt.