Tierrechtler planen Protest vor Zirkus

Die Aktivisten wollen erreichen, dass Tiere nicht als Unterhaltungsobjekte genutzt werden.

Foto: L. Berns

Dormagen. Am Sonntag erhält der Zirkus Traber unerwünschten Besuch. Zur letzten Vorstellung des Gastspiels in Dormagen auf dem Schützenplatz an der Walhovener Straße haben sich Tierrechts-Aktivisten angekündigt. Die haben kein Interesse an der Vorstellung, vielmehr wollen sie gegen Tiere in Zirkussen protestieren: „Unser Protest richtet sich nicht nur an Traber“, sagt Organisatorin Adrienne Kneis. „Wir stehen vor jedem Zirkusbetrieb, der Tiere nutzt. Tiere sind keine Unterhaltungsobjekte. Zirkustiere sind lebenslange Gefangene, die zur Vollführung von ,Kunststücken’ gezwungen werden.“

Ron Traber kennt die Argumentation zur Genüge: „Das ist alles Quatsch“, sagt der junge Mann, der als Pressesprecher in der Traber-Dynastie fungiert. Er führt kritische Besucher gerne über das Zirkus-Areal: „Sehen Sie hier Tiere, die gequält aussehen?“ Er füttert spontan die Pferde im Nebenzelt, die ihm bereitwillig den Kopf zuwenden; er klettert zu „Hatschi“ ins Gehege, einem von zwei Kamelen. Derweil lässt seine Cousine Bonny drei Pudel auf der Wiese laufen, die vergnügt um sie herum springen. Eine Idylle, die im Zweifel die Tierrechtler nicht beeindruckt. Die argumentieren grundsätzlich: „Tiere in Zirkusbetrieben werden ein Leben lang eingesperrt und ausgebeutet, damit die Kassen der Zirkusbetreiber klingeln“, so Adrienne Kneis. „Dies verdient keinen Applaus, sondern erfordert Empathie diesen fühlenden Lebewesen gegenüber.“ Regelmäßig ist sie mit vielen Mitstreitern unterwegs, um vor Zirkussen oder Zoos mit Plakaten, Transparenten und Megafon vor allem gegen die Haltung von Wildtieren zu demonstrieren. Aber auch mit Mahnwachen vor Schlachthöfen und -betrieben wie zuletzt beim Schlachtbaron und Schalke-Chef Clemens Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. „Wir tun dies friedlich“, betont sie. Dennoch komme es auch zu Auseinandersetzungen, die in Beleidigungen und Strafanzeigen münden. Sogar per einstweiliger Anordnung durch ein Verwaltungsgericht mussten sich die Tierrechtler Anfang des Jahres Platz für ihre Demo in Krefeld vor dem Zirkus Probst verschaffen.

Ron Traber kennt die Demonstranten, die schon zigmal vor dem Zirkus standen. Ihn ärgert es, dass die Tierrechtler nicht differenzieren: „Die stehen bei uns vor der Tür und fordern ein Verbot von Wildtieren. Dabei haben wir gar keine. Wir haben Pferde, Kamele, Hunde und Ziegen“, sagt er. „Natürlich leben unsere Tiere nicht wie in der Natur, aber in großen Freigehegen. Die haben es besser als viele Hunde in einer Mietwohnung.“ Von Gewalt beim Training und Peitschen und Stöcken als „Hilfsmittel“ für eine Dressur könne keine Rede sein. „Die Tiere machen es gerne, oder macht hier eins einen verschreckten Eindruck?“ fragt er. Dem hält Tierrechtlerin Kneis entgegen, dass es genügend Videos von üblen Tierhaltungen und -dressuren mit Gewalt gebe. „Zirkusbetriebe sollten ihr Programm so umgestalten, dass sie auch ohne Tierausbeutung Bestand haben — mit Jonglage, Zauberei und Artistik statt Tierqual.“ Und die Tiere sollten in Reservate, Auffangstationen und auf Gnadenhöfe überführt werden.