Tuppenhof will alte Urlaubsfotos zeigen
Die Ausstellung „Ab in den Süden“ soll Eindrücke von Ferien in der Nachkriegszeit vermitteln.
Vorst. Der Krieg war vorbei, die Lebensfreude wieder erwacht — und damit auch die Lust am Verreisen. Die erste deutsche Reisewelle in den fünfziger Jahren schwappte vor allem nach Italien - „Auf in den Süden“ hieß der damalige Slogan. Ihn hat sich Museumspädagogin Britta Spieß zu eigen gemacht. „Der Museumszusammenschluss ‚Kulturraum Niederrhein‘ veranstaltet alle zwei Jahre ein Themenjahr — das aktuelle lautet ‚Unterwegs‘. Da kam mir der Gedanke, wie die Deutschen ihre ersten Urlaube der Nachkriegsjahre verbracht haben: sie fuhren ja bevorzugt nach Italien “, erzählt sie. Dazu haben sicherlich Filme und Musik der damaligen Zeit beigetragen, zudem kamen die ersten Gastarbeiter aus Italien.
Diese profitierten von der neuen Offenheit Fremden gegenüber. Und brachten ihnen ein Stück Urlaub mit, als Eisdielen und Pizzerien wie Pilze aus dem Boden schossen. „Außerdem hatten die Deutschen sowieso schon immer eine besondere Beziehung zu diesem Land, man denke nur an Goethes ‚Italienische Reise‘ und an Pilgerfahrten nach Rom“, sagt sie. Österreich und Spanien gehören für Spieß aber auch dazu.
Für eine Ausstellung im Tuppenhof sammelt sie nun Exponate von Privatleuten aus den Jahren 1950 bis 1970. „Ich suche Urlaubsfotos, Souvenirs wie Muscheln und Seesterne oder die berühmte Chiantiflasche“, erklärt die Fachfrau. Auch Campingausrüstungen werden gern gesehen. „Ein Traum wäre natürlich ein Wohnwagenanhänger der damaligen Zeit“, schwärmt Spieß. Vielleicht habe jemand Ansichtskarten gesammelt. Auch Reisetagebücher seien interessant. „Besonders würde ich mich über erzählte Geschichten freuen“, erklärt sie. Diese würden als Text oder Audiomaterial Verwendung finden. „Wie liefen eigentlich die Informationen über eine solche Reise ab? Moderne Kommunikationsmittel gab es ja nicht“, so die Museumspädagogin. Ganz wichtig auch das Verhalten am Urlaubsort: Welche Kleidung trug man, wie wurden Sprachbarrieren überwunden? „Ich ordne die Reisen noch als echte Bildungsreisen ein, um andere Kulturen kennenzulernen“, erläutert Spieß. „Man kam anders zurück, als man losgefahren war“, fasst sie zusammen. Heute sei es oft nicht mehr so, Pauschalurlaube und All-inclusive-Reisen ließen die Menschen kaum über den Poolrand hinausblicken.
Ihr Wunsch: „Jeder soll mal seinen Speicher durchforsten.“ Wer fündig wird, kann sich bei ihr melden. Als Ausstellungsort ist die Scheune vorgesehen. „Für eine entsprechende Atmosphäre wird passende Musik sorgen“, so Spieß. Die Eröffnung mit vielen Aktionen findet am Sonntag, 7. Mai um 11 Uhr statt, der Eintritt ist frei. Bis 13. August kann die Ausstellung zu den Öffnungszeiten des Tuppenhofs besichtigt werden. Nach Ende der Ausstellung bekommt jeder seine Exponate zurück.