Übrige Parteien reagieren verhalten auf Thomas Nickel
Nach der Wahl von Thomas Nickel zum Bürgermeister-Kandidaten der CDU stellen sich einige Fragen.
Neuss. Nach der Entscheidung der CDU in Sachen Bürgermeister-Kandidatur gilt das Interesse anderer Parteien weniger dem Wahlsieger Thomas Nickel als der deutlich unterlegen gebliebenen Fraktionsvorsitzenden Helga Koenemann. „Die CDU hat einen Kandidaten gewählt, aber die Fraktionsvorsitzende demontiert“, erklärt Arno Jansen (SPD), der gespannt ist, wie Koenemann mit dieser Schlappe umgeht. Viel sorgenvoller äußert sich Michael Klinkicht (Grüne). Für ihn ist Koenemann eine zentrale Stütze der schwarz-grünen Ratskoalition: „Bitter, dass sie es nicht in die Stichwahl geschafft hat. Ich hoffe, sie kommt da unbeschadet raus.“ Doch das Schicksal der Fraktionsvorsitzenden ist nur eine von vielen Fragen nach der mit Spannung erwarteten Entscheidung.
Was tut der Koalitionspartner?
Die Mitglieder der Partei Bündnis 90/Die Grünen legten sich ebenfalls am Montagabend darauf fest, selbst einen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. Bis zum März soll der Vorstand einen Vorschlag unterbreiten. Kommt es in Neuss zu einer Stichwahl, sagt Klinkicht, hätten sich die Grünen eine Unterstützung für Helga Koenemann als Kandidatin vielleicht vorstellen können. „Bei Nickel wird das nicht so einfach“, gibt Klinkicht zu.
Wie reagieren die Oppositionsparteien?
SPD und FDP sprechen angesichts von über 500 Teilnehmern von einer beeindruckenden beziehungsweise sogar denkwürdigen Wahlveranstaltung. Der Wahlsieger Nickel stehe aber weder für einen Neuanfang noch für einen Generationenwechsel in der CDU, sagt Jansen. „Die SPD wird den Wählern ein besseres Personalangebot machen.“ Nominiert wird der oder die Spitzenkandidat(in) beim politischen Aschermittwoch.
Diesen Termin will die FDP abwarten, betont Parteichef Michael Fielenbach und erst dann entscheiden, ob sie einen Bewerber einer anderen Partei unterstützt oder einen eigenen Kandidaten aufstellt. Hermann-Josef Verfürth, Nickels FDP-Herausforderer bei der Kommunalwahl im Wahlbezirk Holzheim, findet aber für den Kontrahenten lobende Worte. „Der Thomas kann das“, sagt er. „Ich wüsste allerdings mit 68 Jahren andere Sachen zu machen.“
Was wird jetzt aus Sebastian Rosen?
Der erst in der Stichwahl unterlegene Stadtverordnete Sebastian Rosen war nicht der Wunschkandidat des CDU-Vorstandes — aber errang ein respektables Ergebnis. Als guter Verlierer will er jetzt für Nickel Plakate kleben. Weil Nickel nur für eine Amtszeit zur Verfügung steht, will er 2020 einen neuen Anlauf auf das kommunale Spitzenamt unternehmen. „Ich komme wieder.“
Verändert sich die Arbeit in der CDU-Fraktion?
Drei Bewerber kamen aus der Ratsfraktion, doch deren Vorsitzende Helga Koenemann, die, wie sie betont, zum ersten und letzten Mal antrat, blieb unterlegen. Sie hält am Amt fest — und den Kopf hoch. Von Bürgermeisterkandidat Nickel will sie bei der Etatklausur am Wochenende ein Konzept hören, wie er das angekündigte zusätzliche Betreuungsangebot finanzieren will. „Versprechen“, sagt sie, „kann man nämlich viel.“