Verwirrung um neue Hartz-IV—Bescheide

Der Gesamtbetrag taucht jetzt erst am Schluss auf.

Rhein-Kreis. Tausende Empfänger von Arbeitslosengeld II („Hartz IV“) im Rhein-Kreis wundern sich derzeit über neue Bescheide. Im Jobcenter gehen deshalb momentan verstärkt Anrufe von besorgten Leistungsempfängern ein. Der Grund: Die bisherigen Bescheide nannten zu oberst auf den Gesamtbetrag, der monatlich überwiesen wird.

Diese — für die Bezieher wichtigste — Zahl taucht jetzt erst am Schluss auf. Vorher wird jeder einzelne Posten aufgezählt, und zwar für jedes einzelne Familienmitglied. „Jede Person wird jetzt zuerst einzeln aufgeschlüsselt, erst dann die Gesamtsumme errechnet“, sagt Wendeline Gilles, Geschäftsführerin des Jobcenters. „Das wird manchmal noch zu Irritationen führen.“ Im Rhein-Kreis beziehen fast 31 000 Menschen Arbeitslosengeld II. Sie leben in rund 15 700 so genannten Bedarfsgemeinschaften, meist Familien.

Hintergrund ist, dass derzeit bundesweit in allen Jobcentern die Systeme auf ein neues Programm namens Allegro umgestellt werden. Die Daten aller Leistungsempfänger müssen derzeit von Hand aus dem alten System in die neue Software übertragen werden. Ein automatischer Datentransfer würde eine zu große Fehlergefahr bedeuten, weil dann womöglich nicht alle Änderungen im Laufe der Jahre übernommen würden.

Bei etwa zwei Dritteln aller Bedarfsgemeinschaften sind die Daten bereits übertragen, sie haben also schon den neuartigen Bescheid bekommen. Bis Ende April sollen fast alle Fälle übertragen sein. „Der neue Bescheid ist viel transparenter und aufschlussreicher“, sagte Vanessa Hecker, Fachexpertin beim Jobcenter. „Für jedes Familienmitglied ist genau einzusehen, wie hoch die Bedarfe sind.“ Das gilt für den Lebensbedarf, für Wohn- und Heizkosten.

Für das Jobcenter werde durch die Umstellung die Bearbeitung von neuen Anträgen erleichtert. Plausibilitätsprüfungen etwa seien nun einfacher durchzuführen, Anträge werden schneller bearbeitet, Gesetzesänderungen können einfacher umgesetzt werden. angr