Volksbank setzt auf Expansion
Bei der Bilanzpressekonferenz kündigte das Unternehmen eine Geschäftsstelle an der Zollstraße an.
Neuss/Düsseldorf. Einer Drei-Mann-Geschäftsstelle in Neuss sagt Rainer Mellis mittelfristig den Aufstieg zu den großen Filialen der Volksbank Düsseldorf-Neuss voraus. Die Rechnung des Vorstandssprechers dazu ist ganz einfach: „Wo Wettbewerber schließen sind wir noch da“, sagt Mellis — und „erben“ deren Kunden. Zur Bilanzpressekonferenz seines Hauses brachte Mellis daher gestern neben guten Zahlen auch einige Versprechen für die 107 000 Volksbankkunden mit: Die Volksbank werde keine Gebühren erhöhen, keine Geschäftsstelle schließen — und auch im 136. Jahr ihres Bestehens wachsen.
„Regional bleiben“ ist dabei für Vorstandsmitglied Klaus Reh auch künftig die Basis. Dieses Prinzip soll die neue Geschäftsstelle an der Zollstraße in Neuss unterstreichen, in die das Unternehmen 5,5 Millionen Euro investiert und 2200 Quadratmeter Bürofläche geschaffen hat. Der erste große Neubau seit Fertigstellung der Geschäftsstelle in Ratingen vor zwei Jahren soll nach Karneval allmählich bezogen und am 29. März offiziell eröffnet werden. Modellhaft werde dort ein Beratungskonzept umgesetzt, das Mellis auf einen knappen Nenner bringt: „Der Kunde sieht im Detail, was man macht.“ Kundenberatung soll deshalb ein Schwerpunkt in Neuss werden, während die Vermögensberatung an der Düsseldorfer Kö bleibt.
In der Banken-Bilanz nannte Reh das Kundengeschäft deshalb besonders wichtig. Die Einlagen erhöhten sich auf 992 Millionen Euro (plus 42 Millionen im Vergleich zum Vorjahr), während das Kundenkreditgeschäft um 6,75 Prozent zulegen konnte und die Größenordnung von 773 Millionen Euro erreichte. Weil die Volksbank im Kreditgeschäft weiter wachsen will und muss, stockte sie das Eigenkapital auf aktuell 97,719 Millionen Euro auf.
Die wichtigste Voraussetzung dazu schuf das bislang beste Betriebsergebnis des Unternehmens. Das kletterte innerhalb eines Jahres um zwölf Prozent auf 9,645 Millionen Euro vor Steuer. Der Netto-Jahresüberschuss blieb mit 2,34 Millionen Euro nur leicht über dem Vorjahr — auch das sei Ausdruck einer vorsichtigen „Rücklagenpolitik“.
Das Wort „Rekord“ wollte Rainer Mellis angesichts der Zahlen nicht über die Lippen bringen, doch schienen ihm und seinem Vorstandskollegen drei Dinge besonders erwähnenswert. Erstens: In der andauernden Niedrigzinsphase konnte der Zinsüberschuss um 100 000 Euro auf 25,5 Millionen Euro gesteigert werden. Zweitens: Der Provisionsüberschuss erreichte 13,692 Millionen Euro und lag zwölf Prozent über dem Vorjahreswert. „Eine außergewöhnliche Größe im Bereich der Genossenschaftsbanken“, sagte Reh. Drittens: Auf die Einlagen der 23 898 Mitglieder wird eine dreiprozentige Rendite gezahlt.
Nicht zufrieden ist der Vorstand damit, dass unter den 304 Beschäftigten nur 16 Auszubildende sind. Das liege daran, dass „es immer schwerer wird, junge und vor allem qualifizierteMenschen für eine Bankausbildung zu gewinnen“.