Was die Freundschaft erhält - Präsente an den Bürgermeister
In den Katakomben des Rathauses lagern teils überraschende Geschenke an Bürgermeister Napp beziehungsweise an die Stadt.
Neuss. Was haben ein Fußball mit Autogrammen des Personalrats, eine Schachtel mit Fossilien aus der Nettersheimer Mulde und ein ausgeprägt bunter Samowar gemein? Sie sind Geschenke an die Stadt beziehungsweise den Bürgermeister. Mit kleinen Etiketten versehen, lagern sie in den Katakomben des Rathauses, eingeschlossen in Stahlschränken, einträchtig neben Regalen mit Akten wie den Wirtschaftsplänen der City-Parkhaus GmbH von 1992 oder den „Kreisangelegenheiten Ordner 3“.
Hier landet das, womit Bürgermeister Herbert Napp bei diversen Gelegenheiten bedacht wird. Viel Standard, so manch liebevolle Handarbeit, einige kühne Fotos mit schmeichelhaften Widmungen, zahllose Teller, gerahmte Fotos, Plaketten und Wimpel.
Einiges sticht heraus. Da lagert ein rot-weiß gehaltener gehäkelter Harlekin auf diversen Teppichen, die vorzugsweise aus der Neusser Partnerstadt Bolu stammen. Leider ist diese Puppe der Registratur entgangen, der Absender und sein Ansinnen müssen unbekannt bleiben.
Da war die Junge Union schon direkter. Originellerweise hat sie dem Bürgermeister ein Autokennzeichen mit dem Schriftzug NE-BM NAPP prägen lassen. Das Kennzeichen steht neben zahllosen Bildern, Stadtansichten und Fotogrüßen vorwiegend aus Partnerstädten. Rätselhaft bleibt ein Werk von 2009, dem Jahr, in dem an den Baubeginn des Quirinusmünsters 800 Jahre zuvor erinnert wurde. Kunstvoll ineinander verwobene Buchstaben sind ergänzt durch den Hinweis „Herbert Napp sündenfrei“ und einen Vermerk zum Kirchenjubiläum.
Noch eingeschweißt findet sich in demselben Schrank ein Gesellschaftsspiel. „Werde Bürgermeister in Bad Neuenahr-Ahrweiler“ heißt es, Untertitel: „Lokales Spiel um Geld, Arbeitsplätze und Wählerstimmen“. Absender ist die „Montagsrunde von Herrn Stv. Baum“. Leider fehlt das Datum.
Chefin dieser ungewöhnlichen Asservatenkammer, in der durchaus auch das ein oder andere schöne Stück auftaucht, ist Claudia Paschek, stellvertretende Leiterin des Amtes für Presse und Öffentlichkeitsarbeit. In ihrem Vorzimmer findet sich ein weiteres Gastgeschenk, das Bürgermeister Napp unumwunden zu den Scheußlichkeiten unter seinen Präsenten erklärt. Die 1,30 Meter hohe Vase, eigens für den Gast aus Neuss gefertigt, zeigt auf der einen Seite das Quirinusmünster, auf der anderen den Kreml von Pskow.
Das sei wohl „naiv-materialistischer Stil“, meint der Bürgermeister und erinnert sich: Am Flughafen habe es großen Ärger gegeben, weil der Zoll die Ausfuhr russischer Kunst ins Ausland nicht gestatten wollte. Als die Rechtmäßigkeit geklärt war, konnte kein Platz im Flugzeug gefunden werden, bis die Vase zwischen Sakkos der ersten Klasse verstaut wurde. Nun dient die Vase als Schirmständer. Claudia Paschek findet das ganz schön und verweist darauf, in Russland zeuge die Größe der Vase von der Wertschätzung für den Beschenkten. Immerhin.
Fassungslos angesichts eines Gastgeschenks war Bürgermeister Herbert Napp nach eigenen Worten nur einmal. Im türkischen Bolu erhielt er einen kleinen Wandteppich — eingewebt sein eigenes Konterfei. Vielleicht taucht dieses Präsent ja in einer nicht-offiziellen Liste auf. Dort ist „aus Gründen äußerster Vorsorge“ vermerkt, welches Geschenk zu welchem Anlass ins Bürgermeisterzimmer verbracht werden sollte.