Wirbel um Neusser Stadtwappen

Die Stadt will, dass Firmen eine stilisierte Form des Wappens nutzen dürfen. Doch Kritiker schlagen Alarm.

Neuss. Jahr für Jahr gehen bei Joachim Küppers im städtischen Rechtsamt rund 20 Anfragen von Unternehmen ein, die das historische Stadtwappen nutzen wollen: Auf Wurst- und Weinetiketten, für Fahrräder, in Socken oder Schweißbänder eingestickt oder — zuletzt — als „Blickfang“ in einem Waschbecken-Stöpsel.

Bislang musste der stellvertretende Rechtsamtsleiter kommerzielle Nutzungen untersagen, doch nun sollen auch solche Interessenten mit ihren Produkten Flagge zeigen können — mit einer stilisierten Version dieses Hoheitszeichens. Ungefragt und ohne förmlichen Antrag. Kritiker schlagen Alarm. Von einer „Überschwemmung“ der Stadt mit diesem Symbol spricht Christoph Napp-Saarbourg. „Allein die Idee ist schon fast frevelhaft“, meint der Vorsitzende der Heimatfreunde.

Er sieht keinerlei Notwendigkeit, eine stilisierte aber gleichzeitig klar erkennbare Version des Stadtwappens in Umlauf zu bringen und wirbt dafür, es bei der alten Regelung zu belassen. „Unser Stadtwappen ist besonders schön und spiegelt einen Teil der Stadtgeschichte wider“, sagt er. Dieses nun in abgewandelter Form kommerziell freizugeben, habe er für einen Scherz gehalten. Ist es aber nicht.

Erfahren hat Napp-Saarbourg davon nicht aus den Unterlagen für den Hauptausschuss, der das Wappensymbol freigeben muss, sondern vom CDU-Stadtverordneten Thomas Kaumanns. Der hat im sozialen Netzwerk Facebook abgefragt, wie die Pläne ankommen, und dabei durchweg positive Rückmeldungen bekommen. Er kann das auch verstehen: „Man hätte das Wappen auch schlimmer verunstalten können“, findet er.

Mit dem Wappensymbol will die Stadt eine neue Satzung einführen, die auch die künftige Nutzung des Stadtwappens regeln soll. Das kann weiter von Vereinen, Verbänden oder Privatpersonen kostenlos genutzt werden, allerdings muss nun ein förmlicher Antrag gestellt und begründet werden. In den noch geltenden und 1991 erlassenen „Erlaubnisbedingungen“ reichte es, die Nutzung anzuzeigen.

Allerdings sei es schon immer üblich gewesen, sich die Form der Nutzung zeigen zu lassen, sagt Joachim Küppers. Denn wenn zum Beispiel eine Partei das Wappen in ihrem Briefkopf führen will (und das tun fast alle), müsse doch ausgeschlossen werden, dass beim Adressaten der Eindruck entsteht, es mit einem amtlichen Schriftstück zu tun zu haben.

Andererseits wird auch in Zukunft jeder Neusser, der sich auf Deutschlands Straßen zu seiner Heimatstadt bekennt, das offizielle Stadtwappen auf sein Auto kleben können. „Dadurch wird daraus ja kein Dienstfahrzeug der Stadt“, sagt Küppers. Wer die Erlaubnis zur Nutzung des Wappens erhalten hat, muss keinen neuen Antrag stellen, sagt Küppers.

Künftige Antragsteller aber werde er auf das neue Wappensymbol verweisen. Aber auch das darf nur nutzen, wer sich an Spielregeln hält. Wird das Symbol in einer Art genutzt, die dem Ansehen der Stadt schaden kann, darf die Nutzung untersagt werden. „Gegen das Neusser Wappen auf Klopapier können wir uns wehren“, sagt Küppers. Es drohen sogar Bußgelder.