Wird die letze Realschule der Stadt zur Gesamtschule?
Leiterin Anita Piel sieht in der aktuellen Schulform keine Zukunft.
Grevenbroich. Die Käthe-Kollwitz- und die Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule werden stark nachgefragt. So stark, dass sie für das nächste Schuljahr insgesamt 33 Schüler ablehnen müssen. Ganz anders die Situation der Diedrich-Uhlhorn-Realschule in Wevelinghoven; dort wurden lediglich 36 Kinder für 2017/18 angemeldet. Sie ist damit die am wenigsten gefragte weiterführende Schule im Stadtgebiet. Vor diesem Hintergrund wird jetzt über die Zukunft der — nach den Sommerferien — letzten Realschule in Grevenbroich diskutiert. Nach derzeitigen Überlegungen könnte ihr Weg künftig durchaus in Richtung Gesamtschule führen.
Das ist die Erkenntnis, die die Grevenbroicher CDU-Spitze vor einigen Tagen bei einem Gespräch mit Schulleitung und Elternvertretern gewonnen hat. „Dabei wurde an uns der Wunsch herangetragen, darüber nachzudenken, ob die Real- in eine Gesamtschule gewandelt werden kann. Es gibt die Sorge, dass aus dieser Einrichtung eine Restschule werden könnte“, fasst Stadtverbandsvorsitzender Wolfgang Kaiser zusammen. Er will dieses Begehren nun intern mit seinen Fraktionskollegen besprechen. Dabei gebe es für ihn nach derzeitigem Stand zwei Denkmodelle.
Eine Möglichkeit: „Wevelinghoven könnte in Zukunft als eine Dependance der Käthe-Kollwitz- oder der Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule geführt werden“, schildert Kaiser. Die andere: Aus der Realschule würde eine vollwertige dritte Gesamtschule mit eigenständiger Oberstufe. „Das wird aber mit höheren Kosten verbunden sein“, gibt der Fraktionschef zu bedenken: „Es müssten zusätzliche Klassen- und Fachräume errichtet werden.“ Der Bau einer Mensa sei in beiden Fällen erforderlich.
Schuldezernent Michael Heesch ist zwar im Thema, möchte sich zurzeit aber nicht öffentlich äußern. „Ich habe die Leitung der Diedrich-Uhlhorn-Realschule gebeten, ihre aktuelle und perspektivische Sicht der Dinge zu schildern“, sagt er: „Das ist aber noch nicht geschen.“ Sobald das Schreiben aus Wevelinghoven vorliege, wolle er Bürgermeister Klaus Krützen informieren, „um ihn zu fragen, was er zu tun gedenkt“. Anschließend müsse das Thema in den politischen Gremien erörtert werden. Schulleiterin Anita Piel hatte Mitte Februar berichtet, dass das geringe Interesse an der Realschule ihrer Meinung nach nichts mit der Qualität ihrer Einrichtung zu tun habe. „Viele Eltern wünschen sich eine Schulform, in der ihr Kind Abitur machen kann“, sagte sie. Ein weiterer häufig geäußerter Wunsch sei der Ganztagsunterricht, wobei die Realschule eine Über-Mittag-Betreuung bis 16 Uhr biete. „Wenn bei uns am Eingang das Schild ,Gesamtschule’ stehen würde, wäre die Nachfrage größer“, so Piel. Wie die Schulleiterin gestern auf Anfrage berichtete, sei das Schreiben an die städtische Schulverwaltung in Vorbereitung — „danach werden wir öffentlich Stellung beziehen“.
Persönlich glaube Anita Piel nicht daran, dass die Realschule eine Zukunft habe. „Aus pädagogischer Sicht wollen wir allen Schülern gerecht werden — das sehen wir so aber nicht mehr gegeben.
Wir müssen nach Realschulrichtlinien unterrichten, es kommen aber Kinder mit Hauptschulempfehlungen zu uns, die den Anforderungen nicht genügen“, meint die Leiterin: „Das ist unser großes Problem.“ Wie sie zu einer neuen Gesamtschule und zu einer Dependance-Lösung steht, will Anita Piel nach dem Eingang des Schreibens im Rathaus mitteilen.