Wo das Trinkwasser sprudelt

Rund 130 000 Menschen löschen ihren Durst mit Wasser aus dem Fürther Berg in Grevenbroich. Strenge Auflagen sorgen für Qualität.

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Grevenbroich. An Schalttafeln blinken und leuchten die bunten Dioden, weitere Messstationen kontrollieren exakt Qualität und Zustand. Denn still steht das Wasserwerk eigentlich nie: Diese Quelle am Fürther Berg löscht den Durst von etwa 130 000 Menschen.

Denn wer in Grevenbroich und näherer Umgebung seinen Wasserhahn aufdreht, lässt liquides Nass aus eben diesem Wasserwerk sprudeln. Ob es tatsächlich dazu genutzt wird, trockene Kehlen zu benetzen, darunter eine Dusche genommen oder ein schaumiges Vollbad genommen wird: „Dieses Wasser ist Trinkwasser und damit ein Lebensmittel. Das am besten überwachte Lebensmittel überhaupt“, weiß Karl Heinz Neumann. Seit 40 Jahren ist er bei RWE tätig — die Hälfte der Zeit als Betriebsingenieur für das Wasserwerk Fürther Berg zuständig. Aus „24 ausgewählten Brunnen“ wird Rohwasser geschöpft, erklärt der Herr der Leitungen.

Das ist das Rohwasser, das aufbereitet werden muss. „Der Eisen- und Mangan-Gehalt sind zu hoch“, wobei es nicht schlimm wäre, blieben diese beiden Stoffe im Wasser, das würde den Geschmack nicht beeinträchtigen. Das Wasser sähe nur anders aus. Um die nicht gewünschten Elemente herauszufiltern, wird das Eisen beispielsweise belüftet, indem ihm flüssiger Sauerstoff zugefügt wird. „In Flocken fällt das Eisen dann aus“, nicht irgendwohin, sondern in einen speziellen Feinkiesfilter. In einem ähnlichen Verfahren werden die Spuren von Mangan in einem Braunsteinfilter festgehalten und so von ursprünglichen 0,1 Milligramm pro Liter auf eine 0,0 reduziert. Außerdem wird der ph-Wert angepasst.

Karl Heinz Neumann, Betriebsingenieur

Dass alles bei Parametern wie Druck, Trübung und Qualität stimmt, zeigen nicht allein Kontrollinstrumente an. „Sporadisch nimmt das Gesundheitsamt Stichproben“, die Wasserwerker dagegen spätestens wöchentlich. Damit sich keine Bakterien ansiedeln können, dürfen die Leitungen im Wasserwerk nie leerlaufen: „Wir halten alles unter Druck“, natürlich per Automatisierung. Anhand der Verbrauchskurven können Neumann und Kollegen sehen, wie viel Wasser verbraucht wird. „Sind die Leute lange auf und feiern, steigt der Verbrauch signifikant“, sagt Neumann über Ereignisse wie ein internationales Fußballturnier oder einen Feiertag wie Silvester.

Bei der Quelle Fürther Berg handelt es sich um ein Ersatzwasserwerk. Zuvor hatten GWG und Kreiswerke — die beiden sind die Hauptabnehmer — aus Flachbrunnen versorgt, die trocken gefallen sind. In den 50er Jahren wurde ein zentrales Wasserwerk gebaut, das in den 70ern erweitert und 2005 mit neuer Filteranlage ausgestattet wurde. 2010 wurden das Reinwasserbecken sowie die Pumpstation neu gebaut. An den Brunnen, deren Wasserspiegel bei 150 Metern liegt und bei denen in einer Tiefe von 270 Metern gebohrt wird, müssen im klar definierten Turnus die Pumpen gewechselt werden, je nach Tagebaufortschritt werden weitere Brunnen gehoben. „Wir produzieren bloß“, sagt Neumann. Etwa 6,5 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr sind es, davon nehmen GWG zwei Drittel und der Kreis ein Drittel ab.

Zu sehen ist das Lebensmittel nahezu nirgends: An den Pumpstationen zeichnen sich die Silhouetten von Behältern ab, Kessel sind hermetisch verriegelt. „Wo alles dicht ist, kann nichts hereinkommen.“ Aber ein, zwei Leitungen gibt es, Probierstationen, an denen Roh- und Leitungswasser zapfbar sind. Ein großes „Hurra!“ bei allen Schulkindern, die klassenweise Besichtigungstouren buchen. „Da erleben wir manchmal kuriose Sachen“, erzählt Neumann vom Nachwuchs, der ganz überrascht ist, wie lecker das Grevenbroicher Wasser ist.