Zerstörte Fenster empören Politiker

Bei der Sanierung der BvA-Aula wurden zwei der vier großen Fenster des Künstlers Otto Andreas Schreiber zerstört. Den anderen droht das gleiche Schicksal. Kulturpolitiker versuchen nun, sie zu erhalten. Das würde jedoch kostspielig.

Foto: Stadt

Dormagen. Es geht um die Sicherung von Kunstschätzen: Bei der Sitzung des Kulturausschusses haben sich viele Mitglieder entsetzt darüber gezeigt, dass bereits zwei der vier Glasfenster des Dormagener Künstlers Otto Andreas Schreiber bei der Sanierung der Aula des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums unwiederbringlich zerstört worden sind. Den anderen beiden Fenstern droht das gleiche Schicksal, was SPD-Ratsherr Joachim Fischer nicht hinnehmen will. „Eine weitere Zerstörung würde einem Kunstfrevel gleichkommen“, betonte er. „Die Zerstörung der Kunstwerke ist zu stoppen — auch, um das Image der Stadt nicht zu beschädigen“, forderte er.

Zuvor hatte Beigeordnete Tanja Gaspers, Kulturdezernentin und Kämmerin, erläutert, dass es „extrem kostspielig“ gewesen wäre, die Fenster zu erhalten. In die neue Aula könnten sie nicht integriert werden, weil die drei Millimeter dünnen Einfachverglasungen nicht den heutigen Anforderungen entsprächen. „Zudem ist beim Herausnehmen mit Schäden, Rissen und Sprüngen im Glas zu rechnen“, erläuterte Gaspers und kündigte an, nach den beiden äußeren nun die beiden mittleren Fenster entfernen zu lassen.

Martin Pehé, Bündnis 90/Die Grünen

Dagegen regte sich Widerstand. Einige Ausschussmitglieder vermissten die direkte Beratung über die Zukunft der Fenster und einen früheren Hinweis darauf, dass sie zerstört würden. Martin Pehé, Ratsmitglied von Bündnis 90/Die Grünen, nannte die Argumentation merkwürdig. „Weil etwas beim Ausbau kaputt gehen könnte, mache ich es gleich ganz kaputt? Ich könnte die Treppe herunterfallen, also springe ich lieber gleich aus dem Fenster?“, fragte er überspitzt. Reinhard Rehse (SPD), Vorsitzender des Kreiskulturausschusses, ist überzeugt: „Die Glaselemente könnten separat ausgebaut und zwischengelagert werden.“

Wie Ausschussvorsitzender Karl Kress (CDU) betonte, sei der Prüfauftrag für die Erhaltung der Fenster an den Eigenbetrieb gegangen. Das Ergebnis: Allein für Sicherungs- und Demontagemaßnahmen würde eine mittlere fünfstellige Summe, rund 50 000 Euro, anfallen. „Dieser erhebliche Finanzaufwand ist nicht zu verantworten“, betonte Gaspers, das sei dem Eigenbetriebsausschuss im April mitgeteilt worden. Zudem sei wichtig, dass sich der Eröffnungstermin der neuen Aula, der für Januar 2019 angekündigt ist, nicht verschiebe. „Ich plädiere dafür, den Zeitplan einzuhalten“, sagte die Kämmerin.

Dem schloss sich CDU-Fraktionschef Kai Weber an: „Wir sind nicht bereit, eine Zeitverzögerung oder große Kostensteigerungen in Kauf zu nehmen.“ Auch SPD-Fraktions-Vize Andreas Behncke sagte: „Kunst sollte erhalten werden, aber eben nicht um jeden Preis. Der ambitionierte Zeit- und Kostenplan sollte eingehalten werden.“ Vielleicht könne so viel Glas wie möglich gesichert werden.

So hat auf seine Anregung hin — und als Prüfauftrag der Mehrheit des Ausschusses — Tanja Gaspers gestern Kontakt zu einer Fachfirma aufgenommen, die Glasfenster einlagert. „Wir sind im Gespräch, können noch nichts über Kosten oder Ausbau-Möglichkeiten sagen“, bestätigte Stadtsprecher Max Laufer.

Dass Gaspers in der Verwaltungsvorlage angab, der Bedeutung dieser Glaselemente durch Fotografien Rechnung zu tragen, die als „Bestandsdokumentation dem Kreisarchiv dauerhaft zur Verfügung“ gestellt würden, nannte Fischer „einen Witz“. Das komme „einer Beleidigung des Künstlers gleich“, sein Werk werde förmlich degradiert.