Ziel: Ab 22 Uhr Schluss mit Flügen
Werner Kindmüller von der Initiative „Kaarster gegen Fluglärm“ protestiert gegen die Pläne des Flughafens.
Wie war Ihre erste Reaktion auf das Bedarfsgutachten?
Werner Kindsmüller: Ich war verärgert. Was der Flughafen bis dahin kommuniziert hatte, klang nach weniger. Jetzt heißt es, dass der Flughafen einen Anstieg um bis zu 57 Prozent der bisherigen Flugbewegungen vorhersieht. Offenbar fährt der Flughafen die Strategie, den Regionalflughäfen wie Weeze, Münster oder Dortmund das Wasser abzugraben.
Sie kritisieren vor allem, dass die Flugbewegungen nach 22 Uhr um fast 50 Prozent zugenommen haben. Wieso kann der Flughafen das Nachtflugverbot unterlaufen?
Kindsmüller: Die Betriebsgenehmigung von 2005 eröffnet dem Flughafen sehr viele Spielräume. Dazu gehört z. B., dass die Fluggesellschaften, die den Home-Base-Carrier-Status (Anm: Fluggesellschaften mit einer Wartungsbasis in Düsseldorf) haben — und das sind alle großen — bis Mitternacht ohne Sondergenehmigung und ohne Zusatzgebühr hier landen können. Zum anderen haben wir eine lasche Aufsicht durch das Verkehrsministerium. Dieses lässt zu, dass permanente Verspätungen und Missachtung der Flugpläne ohne Konsequenzen bleiben. Dabei könnte das Land auf eine stärker lärmabhängige Landegebühr drängen. Im Koalitionsvertrag ist dies geplant.
Sieht die Betriebsgenehmigung denn keinerlei Strafen oder Regeln vor?
Kindsmüller: Es gibt das sogenannte Slot Performance Management Comitee. Dies soll darauf achten, dass die Regeln der Betriebsgenehmigung eingehalten werden. Es sieht sogar vor, dass Gesellschaften mit Strafzahlungen rechnen müssen, wenn sie wiederholt dagegen verstoßen. Wenn aber in dem Komitee auch die Fluggesellschaften sitzen dürfen, hat man den Bock zum Gärtner gemacht. Das Ministerium hat in der Vergangenheit nichts unternommen, um diesem Wildwuchs Einhalt zu gebieten. Das ist aber die Aufgabe einer Aufsichtsbehörde.
NRW-Verkehrsminister Groschek betont häufig die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens.
Kindsmüller: Wir bestreiten überhaupt nicht die große wirtschaftliche Bedeutung. Es ist auch nicht das Ziel unseres Vereins, den Flughafen zu bekämpfen. Aber seine Profitgier sollte weder zu Lasten anderer Regionalflughäfen noch der Bürger gehen. Was passiert, wenn Ryan Air nach Düsseldorf geht? Dann würde Weeze schließen müssen. Auch Dortmund oder Münster/Osnabrück könnte das drohen.
Der Kaarster Verein wurde vor drei Jahren gegründet. Was haben Sie erreicht?
Kindsmüller: Das Thema wird mittlerweile von allen Kaarster Parteien unterstützt, das Bewusstsein über den Fluglärm ist breit verankert und unsere Forderungen werden als nachvollziehbar wahrgenommen.
Was ist jetzt Ihr Ziel?
Kindsmüller: Wir erwarten, dass der Antrag des Flughafens zurückgewiesen wird. Denn wir halten ihn für nicht genehmigungsfähig. Zudem soll ab 22 Uhr Schluss sein mit dem Flugverkehr. Wir sind keine Fundamental-Opposition, wir wissen um die Bedeutung des Flughafens. Aber jeder muss Lärmvorschriften berücksichtigen — nur der Flughafen nicht. Die Gesundheit der Bürger ist ein hohes Gut. Wichtiger als das Recht, um 23 Uhr von Palma zurückfliegen zu können.