Zwei Windräder in Hoisten?

Der Stadtwerke-Plan, zwei Anlagen zu errichten, stößt auf Widerstand.

Neuss. Das wird eine schwierige Entscheidung. Die Stadtwerke möchten im Neusser Süden zwei Windräder („Spargel“) errichten und so auch in Neuss selbst und nicht nur über Beteiligung an Windparks Energie erzeugen. Die Grundstücke für das 8 Millionen Euro teure Projekt habe man sich bereits gesichert, sagt SWN-Chef Heinz Runde. Doch schon regt sich Widerstand.

„Wehret den Anfängen“, sagt Karl Heinz Baum: Der CDU-Ratsherr aus Hoisten kündigt an, er werde sich „zur Not auch an die Spitze einer Bürgerbewegung setzen“. Der Vorsitzende des Planungsausschusses verweist darauf, dass Hoisten und Speck bereits mit der Biogasanlage „ihren Beitrag zur Energiewende leisten“. Außerdem seien die Bewohner im Süden bereits wie die in Reuschenberg durch den geplanten Ausbau der Höchstspannungsleitung zwischen Osterath und Gohr Gesundheitsgefahren ausgesetzt.

Baums Konsequenz: Die in Neuss nur begrenzt zur Verfügung stehenden Flächen sollten besser für notwendige Entwicklungen wie Wohnen und Gewerbe genutzt werden. Eine Verspargelung der Landschaft vertrage sich nicht mit der Attraktivitätssteigerung der Stadtteile.

Das sei den Neussern nicht zuzumuten, meint auch die FDP. Fraktionsvorsitzender Heinrich Köppen verweist auf die „allseits bejahten“ Offshore-Großprojekte in der Nordsee. Die Schaffung leistungsschwächerer Onshore-Kleinstanlagen widerspreche ökologischer wie ökonomischer Vernunft.

Die Grünen dagegen begrüßen die Stadtwerke-Pläne. „Wir möchten die anderen Parteien daran erinnern, dass wir gemeinsam die Stadtwerke verpflichtet haben, das Geld aus der RWE-Beteiligung vor Ort in den Bereich der regenerativen Energien zu investieren“, sagt Burkhard Hinzen: So könne vor Ort dem Klimawandel entgegengewirkt und auch hier eine Wertschöpfung erzielt werden.

Auch die SPD erinnert an den Ratsbeschluss. Grundsätzlich sei man dafür, dass die Stadtwerke auch vor Ort in Windenergie investierten, sagt Fraktionsvorsitzender Reiner Breuer: „Wo sie das tun, ist aber nicht egal.“ Ein solcher Standort brauche eine möglichst hohe Akzeptanz. Ob die zwischen drei Wohngebieten zu erreichen sei, hält Breuer für fraglich. Ihn ärgert zudem die Kommunikationspolitik („desaströs“) der Stadtwerke: Der Standort sollte frühzeitig diskutiert und abgestimmt werden.

Mögliche Standorte von Windkraftanlagen sind auch Thema eines Gutachtens, das die Verwaltung unabhängig von diesen Planungen in Auftrag gegeben hat. Der Entwurf liegt vor und soll im September im Planungsausschuss vorgestellt werden, sagt Planungsdezernent Christoph Hölters. Unter den drei Kategorien uneingeschränkt, bedingt und gar nicht geeignet fallen die Grundstücke in Hoisten wegen der Nähe zur Biogasanlage in die Kategorie bedingt geeignet.

Die Stadtwerke selbst haben jetzt ihren Aufsichtsrat über ihre Planungen informiert und von ihm den Auftrag erhalten, bis September weiter daran zu arbeiten. Dann soll es eine Beschlussvorlage für das Gremium geben. Sollte der Aufsichtsrat zustimmen, muss das Projekt von der Bezirksregierung entsprechend der Vorgaben des Bimsch (Bundes-Immissionsschutzgesetz) genehmigt werden.

Noch ist allerdings nicht sicher, dass die SWN die Errichtung der zwei Anlagen auch tatsächlich vorschlagen werden. Nach den Sommerferien soll es zunächst eine Bürgerinformation geben. „Wir möchten die Neusser überzeugen. Aber wir wollen auch unsere Kunden nicht verärgern“, sagt Heinz Runde. Auch eine politische Mehrheit ist für ihn Voraussetzung. „Wir möchten es gern machen. Aber überlebensnotwendig ist das für die Stadtwerke nicht“, sagt Runde.

Falls die Stadtwerke die Windräder nicht errichten, hat sich das Thema nicht unbedingt erledigt. Die Grundstücke, die sie sich nur für die Option Windkraft gesichert hatten, werden die SWN zurückgeben. Dass dann ein anderer Investor dort das Projekt umsetze, sei nicht auszuschließen, sagt Runde.