Leverkusener Rheinbrücke Brückenhochzeit über dem Rhein

LEVERKUSEN/KÖLN · Der erste Teil der Leverkusener Autobahnbrücke ist so gut wie fertig. Im Januar sollen an dieser Stelle auch Lkw wieder freie Fahrt haben.

Kräne auf der Brücke hieven den 17 breiten Stahlträger hoch und passen ihn zentimetergenau ein. So werden die bisherigen Brückenteile verbunden.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

„Wir können das“ ist auf einem Transparent hoch oben auf der neuen Leverkusener Rheinbrücke zu lesen. „Wir machen das ganz langsam“, könnte dort auch stehen. Mehr als eine halbe Stunde lang dauert es, bis die Kräne auf der Brücke einen 17 Meter langen Stahlkoloss bis auf Brückenniveau angehoben haben. Zentimeter um Zentimeter werden die letzten beiden Stahlelemente hochgehievt von dem Schiff, das sie angeliefert hatte. Drohnen schwirren durch die Luft und filmen die Szenerie.

Einige hundert Menschen sind an diesem Dienstag auf einem Touristenschiff ganz nah an die Baustelle gebracht worden. Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen, Politiker, Journalisten. Schließlich läutet die Schiffsglocke, Schiffshupen ertönen. Und mit  rauschendem Applaus wird das Gelingen der Zentimeterarbeit gefeiert. Das große Puzzleteil passt exakt. Ein bisschen erinnert die Stimmung an den Moment, in dem die Nasa ein gelungenes Weltraummanöver feiert.

 „Wir nennen das Brückenhochzeit“, sagt Nicole Ritterbusch. Die Stahlbauingenierin ist bei der Autobahn GmbH zuständig für den Geschäftsbereich Rheinbrücken. Mit den beiden letzten Haupttragwerken ist er so gut wie fertig - der erste Teil des Bauprojekts Leverkusener Brücke. Ritterbusch erklärt, dass in den nächsten Tagen noch Schweißarbeiten durchgeführt werden müssen. Dann folgen das Aufbringen des Asphalts und andere Arbeiten wie etwa Lärmschutz. Ende Januar 2024, so der Zeitplan der Autobahn GmbH, soll der Verkehr über dieses erste Teilstück der neuen Brücke fließen.

Dann wird eine für Autofahrer quälend lange Zeit vorbei sein. Rückblick: Die alte Brücke, die neben dem neuen Bauwerk liegt und nun ihre letzten Tage erlebt, war in den 1960er Jahren für 40 000 Fahrzeuge pro Tag konzipiert worden. Doch es wurden bald 120 000 pro Tag, darunter immer schwerer werdende Lkw. Risse zeigten sich in der  Tragwerkkonstruktion. Im September 2016 wurde die Notbremse gezogen, Schranken verhindern seither die Zufahrt schwerer Fahrzeuge. Lkw müssen die Brücke weiträumig umfahren, leichtere Fahrzeuge dürfen mit maximal 60 km/h die Brücke passieren. Ständig wird seither die alte Brücke mit Ausbesserungsarbeiten am Leben gehalten.

Alte Brücke wird abgerissen und es kommt noch eine weitere hinzu

Aber warum hat das Projekt so viele Jahre gedauert? Es lief nicht alles rund mit den Vertragspartnern, gelieferte Stahlteile genügten nicht den Qualitätsanforderungen. Umweltauflagen mussten eingehalten werden, es gab Diskussionen um eine Tunnellösung. Aber auch technisch ist die Sache höchst anspruchsvoll. Wer sich davon überzeugen möchte, dem sei eine sechsteilige  Serie der „Sendung mit der Maus“ empfohlen, zu finden im Netz unter wdrmaus.de.

Wenn Ende des Jahres alle Arbeiten abgeschlossen sind, werden die Schrankenanlagen abgebaut, die jetzt noch  die Auffahrt für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht auf die alte Rheinbrücke verhindern. Der Verkehr wird ab Januar 2024 über die neue Brücke geleitet. Auch Lkw dürfen dann wieder den Rhein an dieser Stelle queren. Sodann wird die alten Brücke  abgerissen und an gleicher Stelle Teil 2 des neue Brückenbauwerks gebaut. Bis 2027, so der Plan.

Die neue Rheinbrücke mit einer Länge von 1068 Metern und 55 Meter über die Fahrbahn ragenden Pylonen wird am Ende aus zwei parallelen Brückenbauwerken mit je vier Fahrspuren bestehen. Hinzu kommen an jeder Seite noch 3,25 Meter Rad- und Fußweg. Die „ Geschwisterbrücken“ sollen sich am Ende zu einem Gesamtbauwerk zusammenfügen.

Die gestrige Brückenhochzeit könnte wegweisend für weitere Verbindungen sein. Eine Dame an Bord nutzte die Gelegenheit, einen Brautstrauß rückwärts über die Schulter zu werfen. Eine andere fing ihn auf…