Energiewirtschaft RWE sieht höhere Risiken und will weniger investieren

Essen · Mit seinen Milliarden-Investitionen will der Energiekonzern auch weiterhin sicher Geld verdienen. Weil die Unsicherheiten weltweit aber zugenommen haben, werden Pläne deutlich zurückgefahren.

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Der Energiekonzern RWE streicht seine Investitionsplanung zusammen und will in den nächsten fünf Jahren zehn Milliarden Euro weniger für neue Projekte ausgeben als bislang geplant. Konzernchef Markus Krebber begründete dies mit unter anderem mit steigenden Zinsen, Engpässen in den Lieferketten, geopolitischen Spannungen sowie etwaigen zusätzlichen Zöllen.

„Unsere milliardenschweren Investitionen in neue Wind- und Solarparks, Energiespeicher, Elektrolyseure oder Kraftwerke sind auf Jahrzehnte ausgelegt“, sagte er bei der Vorlage der Jahreszahlen für 2024 in Essen. Dies brauche einen verlässlichen Rahmen. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir angesichts größerer Unsicherheiten vorsichtiger agieren.“ Von 2025 bis 2030 plant RWE jetzt mit 35 anstatt 45 Milliarden Euro.

Renditeerwartung an neue Projekte hochgesetzt

Gleichzeitig setzte das Management die Renditeerwartung an alle künftigen Projekte hoch: von durchschnittlich 8 auf mehr als 8,5 Prozent. Momentan hat RWE Projekte mit einer Kapazität von 12,5 Gigawatt in Bau, die durchschnittlich eine Rendite von 8,3 Prozent erwirtschaften sollen. Das mittelfristige Ziel eines bereinigten Gewinns von 4 Euro je Aktie im Jahr 2030 bekräftigte RWE. 2024 lag er bei 3,12 Euro je Aktie.

Finanzchef Michael Müller hatte bereits Mitte November gesagt, dass sich die Investitionen vor allem in den kommenden zwei Jahren verzögern werden. Grund für diese Annahme gab ihm nicht zuletzt der Wahlsieg von Donald Trump. Der US-Präsident gilt als Fan herkömmlicher Energiequellen wie Öl und Gas. RWE sah somit unter anderem größere Risiken für Offshore-Windprojekte in den USA. Stattdessen hatte der Energiekonzern im November ein Aktienrückkaufprogramm über 1,5 Milliarden Euro aufgelegt, das im zweiten Quartal 2026 abgeschlossen sein soll.

Erwarteter Gewinneinbruch 2024 fiel geringer aus

Im Tagesgeschäft lief es für den Konzern derweil zuletzt überraschend gut. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen brach im vergangenen Jahr zwar um mehr als ein Viertel auf rund 5,7 Milliarden Euro ein. Experten hatten im Mittel aber einen noch stärkeren Rückgang erwartet. Der bereinigte Nettogewinn ging im Vergleich zum Ausnahmejahr 2023 um über 43 Prozent auf gut 2,3 Milliarden Euro zurück.

Seinen Aktionären schlägt RWE für das vergangene Jahr wie angekündigt eine Dividende von 1,10 Euro je Aktie vor, 10 Cent mehr als ein Jahr zuvor. Für 2025 plant RWE eine Dividende von 1,20 Euro. Im laufenden Jahr wird der operative Gewinn gemäß der Prognose des Vorstands um Chef Markus Krebber weiter sinken - auf 4,55 bis 5,15 Milliarden Euro.

RWE geht dabei davon aus, dass sich die Margen weiter verringern. Dies betrifft etwa den im Voraus verkauften Strom und den kurzfristigen Einsatz von Kraftwerken. Auch der Handel mit Energie dürfte sich verglichen mit dem ungewöhnlich starken Jahr 2023 weiter normalisieren. Die Inbetriebnahme neuer Wind- und Solarparks sowie Batteriespeicher dürften das nicht ausgleichen können.

2024 Rekordwert bei Grünstrom-Erzeugung

2024 investierte RWE den Angaben zufolge zehn Milliarden Euro in Windparks, Solaranlagen, Batteriespeicher und Elektrolyseure. Neue Anlagen mit insgesamt rund 2 Gigawatt Erzeugungskapazität gingen im vergangenen Jahr in Betrieb. Mit knapp 50 Terawattstunden habe die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien ein neues Allzeithoch erreicht. Zum Vergleich: In Deutschland wurden im vergangenen Jahr insgesamt 256 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt. RWE betreibt Grünstrom-Anlagen vor allem in den USA, in Großbritannien, in Deutschland und in den Niederlanden.

Krebber sieht für sein Unternehmen langfristig gute Perspektiven. Er verwies auf die Prognose der Internationalen Energie Agentur, die bis 2050 nahezu eine Verdoppelung des weltweiten Strombedarfs erwartet. „Um die steigende Stromnachfrage zu bedienen, sind eine Kombination aus erneuerbaren Energien, Speichern und flexiblen Gaskraftwerken der geeignete Mix“, sagte er. Auch brauche es einen massiven Zubau an Erzeugungskapazitäten.Voraussetzung für langfristige Investitionen sei aber ein attraktives und stabiles Umfeld.

RWE-Chef Krebber fordert Mentalitätswechsel

Krebber formulierte auch seine Erwartungen an die Politik. Die Europäische Kommission und die künftige Bundesregierung müssten die Wettbewerbsfähigkeit ins Zentrum ihrer Agenda stellen. Zwar gebe es mit dem Clean Industrial Deal und dem Aktionsplan für bezahlbare Energie jetzt Leitplanken, um dieses Ziel zu erreichen. „Was aber derzeit noch fehlt und dringend notwendig ist, ist ein echter Mentalitätswechsel. Es reicht nicht, die generelle Richtung zu beschreiben.“ Nötig seien schnell konkrete Maßnahmen.

© dpa-infocom, dpa:250320-930-409392/1

(dpa)