Die jüngste PopUp-Galerie im Luisenviertel will mehr sein als ein Treffpunkt für Bilder und Skulpturen der Stadt, sie will ein offener Ort sein, um Kunst zu machen im weitesten Sinne. Was auch Performance und Konzerte einschließt, die Möglichkeit, die eigene Kreativität in der Öffentlichkeit zu erproben. Etwa bei „High 5 for Art“, der Ausstellung für einen Tag am vergangenen Wochenende. Nun folgt „The Residence“ mit Christine Mühlberger (amble-arts). Sie und der Künstler le dudds sind das „Freie Kunst Kollektiv Wuppertal“, das an der Luisenstraße 94 bis Ende Oktober zu Hause und damit das erste Mal über mehrere Monate sesshaft ist.
Erste gemeinsame Ausstellung
in einer Galerie auf Zeit
Ende 2022 ging es los, im leer stehenden Fahrradgeschäft „Pedalero“. Ihre erste gemeinsame Ausstellung in einer Galerie auf Zeit. Auf der Suche nach geeigneten Räumen für eine Teilnahme an der Woga (Wuppertaler offene Galerien und Ateliers) hatte Christine Mühlberger das Ladenlokal entdeckt. Die Wuppertalerin hat sich der Einstrichkunst verschrieben, arbeitet bei einem Finanzdienstleister. Sie vereinbarte mit dem Eigentümer eine kostenfreie Zwischennutzung, brachte ihre Bilder ein, der Artist le dudds seine Arbeiten, die klassische Kalligrafie- mit modernen Graffiti-Techniken verbinden. Geburtsstunde des Freien Kunst-Kollektivs Wuppertal (FKK). 2023 folgte die PopUp-Galerie in einer ehemaligen Spielhalle an der Sophienstraße. 2024 begann mit der erfolgreichen Bewerbung beim städtischen InnenBandStadt-Projekt die Suche nach Locations im Luisenviertel – weil das lebendig und offen für Kunst ist und nah an Arbeitsplatz- und Wohnort liegt – und scheiterte zunächst. Zwei potenzielle Vermieter sprangen im letzten Moment ab, wohl weil ihnen das Vertragskonstrukt, das durch das städtische Projekt vorgegeben ist, zu schwierig erschien, vermutet die Künstlerin und ergänzt, dass deren Ladenlokale auch heute noch leer stehen.
Knapp 70 Quadratmeter bietet die neue Galeriefläche an der Luisenstraße 94, die sie schließlich mit Vermittlung der Stadt fand. Im Erdgeschoss einer der typischen klassizistischen Altbauten, die sich hier aneinanderreihen, mit alten Fenstern im verschnörkelten Holzrahmen zur Straße und ebenso zum aufgeräumten Hinterhof. Ein Jahr lang hatte zuvor die Pizzeria „79sec“ nebenan hier ein Restaurant unterhalten. Die Wände sind noch schwarz gestrichen, die beim Aufhängen der Kunst hinderlichen Wandlampen abgeklebt. Toiletten und Abstellraum im Untergeschoss sind ebenso willkommen wie der Gitter umfasste Treppenabgang. „So können wir auch hier Kunst anbringen“, freut sich Mühlberger.
Das FKK-Prinzip sieht vor, dass jede Woche eine andere Künstlerin, ein anderer Künstler sich in dem Raum präsentieren kann. Mühlberger hat Spaß daran, denen, die noch nicht bekannt sind, von denen „es so viel mehr gibt“, den Jungen und Neuen, Raum zu geben, um sich auszuprobieren, zu testen, wie die eigene Kunst ankommt Über Spartengrenzen hinweg, „offen für alle, die was machen wollen“. Schon der Open Call für den letzten Samstag erlebte einen guten Zulauf, 17 verschiedene Künstler kamen und hängten ihre kleinformatigen Werke auf. „Der Titel „High 5 for Art“ stand für die bekannte Geste, das Selbstaufhängen und den zu leistenden Obulus, der die Kosten reinholen soll und zugleich so niedrig ist, dass das Angebot niederschwellig bleibt. Das Publikum war aufgefordert, mit Klebepunkten seine Gunst zu verteilen. Der erste Preis, eine Einzelschau, ging an Daniele Pennetta, der Wuppertaler Motive kunstvoll fotografiert. Am kommenden Wochenende sind Mühlberger, Solveig König, Renate Flohr und Nadine Kremer-Fischbach dran. Jede bringt zwei großformatige Arbeiten mit – Textil-, Druckkunst, Malerei und Zeichnungen. „The Residence“, so der Titel der PopUp-Schau, erinnert daran, dass sich ein Kernteam um FKK gebildet hat.
Zusatzveranstaltung mit
Technomusik und Malen
Es geht weiter: Die Wochenenden im April, Mai und Juni sind fast sämtlich vergeben, ab Juli ist wieder mehr Luft, eine Zusatzaktion aus Technomusik und Malen ist geplant, eine Musikerin will auftreten. Gedacht ist an eine Grundnutzung von Freitag bis Sonntag, wer mehr machen will, kann das tun, muss sich aber auch selbst kümmern. Auch le dudds und amble-arts werden Einzelausstellungen bestreiten. Christine Mühlberger zeigt immer noch ihre Einstricharbeiten, die mittlerweile farbiger und größer geworden sind, manchmal improvisiert, mit einem Kopf und einem Gesicht, an die sie weitere Elemente hängt, so das Bild aus Einzelstrichzeichnungen aufbaut. Bis Ende Oktober hin und wieder zu sehen im Erdgeschoss des Hauses an der Luisenstraße 94.