Haus Martfeld Lesung des Schauspielers Hans Dieter Knebel in Schwelm

Schwelm · Ein bedeutendes Ereignis der Musikgeschichte.

Gudrun Fuß (l.) und Kaung-Ae Lee spielen Händels Musik auf Cembalo und Viola da Gamba.

Foto: Gudrun Fuß und Kaung-Ae Lee

Im Schwelmer Haus Martfeld bestreitet der Schauspieler Hans Dieter Knebel am Sonntag, 25. August eine Lesung. Er widmet sich einem bedeutenden Ereignis der Musikgeschichte, in dessen Mittelpunkt ein berühmter Komponist des Barock steht. In „Georg Friedrich Händels Auferstehung“ schildert der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig den Lebenswillen und die Schaffenskraft des Musikers. Der erleidet 1737 in London einen schweren Schlaganfall. Nach mehrjährigem Kampf gegen die Folgen der Krankheit, gegen Angst und Versagen, erholt er sich wider Erwarten und komponiert sein wohl bekanntestes Werk, den „Messias“.

Der gebürtige Schwelmer Hans Dieter Knebel liest die Erzählung, die Musikerinnen Kaung-Ae Lee und Gudrun Fuß spielen Händels Musik auf Cembalo und Viola da Gamba und lassen so Original-Musik und dramatische Schilderung verschmelzen. Knebel, der in jungen Jahren beim Evangelischen Amateurtheater Schwelm spielte und Regie führte, arbeitet seit 1986 als Schauspieler am Wiener Burgtheater. In den 1980er-Jahren war er beim Ensemble Pina Bausch in Wuppertal und am Schauspielhaus Bochum engagiert.

Im April 1737 bricht der schwergewichtige und vom Opernbetrieb gestresste Händel zusammen. Sein Diener ruft den Arzt, die Diagnose lautet „Apoplexia“. Der 52-Jährige flüstert: „Vorbei … vorbei mit mir … keine Kraft. Ich will nicht leben ohne Kraft“, so schreibt es Stefan Zweig 1927. Sein Text ist keine historische Analyse, sondern eine novellenartige Erzählung.

Nach 22 Tagen vollendete Händel sein großes Werk

Gesundheitlich am Ende und finanziell ruiniert, fristet Georg Friedrich Händel 1741 in London sein Leben in tiefer Verzweiflung. Die Quelle, aus der sein musikalisches Schaffen hervorging, scheint versiegt zu sein. Da fällt ihm ein Manuskript in die Hände, das ihn stark berührt. Neue Kräfte erwachen in ihm und die Musik bricht aus ihm heraus. „Hastig griff Händel zur Feder, mit magischer Eile formten sich Zeichen auf Zeichen“, schreibt Zweig. Nach nur 22 Tagen hatte Händel das große Werk vollendet und bis heute erinnert das „Halleluja“ an seine eigene Auferstehung. Die Uraufführung des großen Oratoriums fand 1742 in Dublin als Benefizkonzert statt. Aus Dankbarkeit für seine „Auferstehung“ spendete Händel jeden Erlös des „Messias“ an soziale Institutionen. „Nie werde ich je Geld für dieses Werk nehmen, niemals! Ich stehe da einem andern in Schuld. …“, diese Worte legt Stefan Zweig Händel in den Mund. Bei der Lesung mit Alter Musik im Haus Martfeld ist der Eintritt kostenfrei. Die Veranstalter bitten um Spenden an die Fördervereine der Stadtbücherei Schwelm oder der städtischen Musikschule.

Hans Dieter Knebel wurde 1948 in Schwelm geboren. Nach dem Besuch der Volksschule Westfalendamm machte er eine Lehre zum Konditor und besuchte anschließend die Meisterschule. Schon als Jugendlicher spielte er in der Evangelischen Laienspielschar, die er später leitete und in „Evangelisches Amateurtheater Schwelm“ umbenannte. 1978 ging er ans Schauspielhaus Bochum und spielte dort auch in einem Stück von Pina Bausch mit. Ab 1979 war er Mitglied im Ensemble Pina Bausch in Wuppertal. 1981 holte Claus Peymann ihn ans Bochumer Schauspielhaus zurück. Als Peymann 1986 Intendant des Wiener Burgtheaters wurde, nahm er 15 Schauspielerinnen und Schauspieler mit. Seitdem ist Knebel am renommierten Burgtheater engagiert. Dort hat er bisher etwa 90 Rollen gespielt und mit Regisseuren wie Andrea Breth, Karin Beier, Achim Freyer, Claus Peymann, George Tabori und Peter Zadek gearbeitet.

Kaung-Ae Lee (Cembalo) wurde in Südkorea geboren. Sie studierte Cembalo an der Hochschule für Musik Köln und legte ihr Diplom mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Es folgte ein Kammermusikstudium für Alte Musik bei Konrad Junghänel, das sie mit dem Konzertexamen abschloss. Ihr solistisches Konzertexamen legte sie an der Folkwang Hochschule Essen ab. Kaung-Ae Lee ist seit 2007 Dozentin an der Folkwang Hochschule Essen. Sie gewann einige Wettbewerbe, hat bei verschiedenen Barockfestivals mitgewirkt und konzertiert als Solistin und Continuospielerin im In- und Ausland.

Gudrun Fuß (Viola da gamba) war mehrfach Bundespreisträgerin des Wettbewerbes Jugend musiziert. Sie studierte zunächst Musikpädagogik mit dem Hauptfach Gitarre an der Hochschule für Musik Köln sowie als Schwerpunkt Renaissance- und Barockmusik. Ihr Studium der Viola da Gamba in Köln und Brüssel schloss sie 1997 mit dem Konzertdiplom ab. Als Mitglied verschiedener Kammermusikensembles konzertierte sie im In- und Ausland. Von 1998 bis 2019 war sie Dozentin für Viola da Gamba an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.

(Red)